Der Wasser-in-Wasser-Verwandler

Für seine Forschungen zum Recycling von Abwässern bekommt der Amerikaner Takashi Asano einen Preis

STOCKHOLM taz ■ Genießbares Trinkwasser wird in den nächsten Jahrzehnten zu einer der wichtigsten ökologischen Herausforderungen werden. Darüber wird mittlerweile nicht mehr kontrovers diskutiert. Das hat allerdings nur dazu geführt, dass das Wasserproblem nun eben zu den Fragen zählt, deren Beantwortung Wissenschaftler und Politiker nach dem Prinzip Hoffnung erst einmal auf die lange Bank schieben. Es gibt Ausnahmen. Eine davon heißt Takashi Asano. Er ist Professor an der University of California in Davis und hat die mehrfache Verwendbarkeit von Wasser zu seinem Spezialgebiet gemacht. Am Donnerstag wird ihm deshalb der diesjährige „Stockholm International Water Prize“ verliehen.

Asano, 1937 im japanischen Sapporo geboren, kam 1963 als Student in die USA. 1970 promovierte er über die Probleme von Wasserreserven, mittlerweile ist er einer der weltweit anerkanntesten Experten zum Thema Wasserrecycling. Er hat über 50 Bücher veröffentlicht.

Einige davon gelten als „Bibeln“ der Wasserressourcenforschung. Denn Asano hat sich nicht mit Lösungen wie der Anwendung von gereinigtem Abwasser in Industrie und Landwirtschaft, in Toilettenspülkästen oder zur Auffüllung geleerter Grundwasserreservoirs begnügt. Er ist überzeugt, dass es bald möglich sein wird, Abwasser so effektiv zu reinigen, dass es direkt wieder als Trinkwasser Verwendung finden kann. In Namibias Hauptstadt Windhoek läuft derzeit ein erfolgversprechender Versuch, der genau dies beweisen soll.

Damit Menschen es akzeptieren, gereinigtes Abwasser zu trinken, bedarf es strenger Kriterien. Asano hat sowohl im Rahmen einer vierzehnjährigen praktischen Arbeit für die staatliche kalifornische Wasserressourcenkontrollbehörde (CSWRCB) als auch in seiner wissenschaftlichen Laufbahn versucht, die mikrobiologischen Risiken zu erforschen, welche beispielsweise Viren, Hormone und Chemikalien aller Art bei einer Wasserwiederanwendung mit sich bringen können.

Asano ist überzeugt, dass das erste Demonstrationsprojekt in Windhoek technisch perfekt funktioniert, betont aber, dass Umsetzung und Kontrollen von vornherein mitgedacht werden müssten. Es reiche nicht, einen strengen Kriterienkatalog für die einzelnen Stufen der Reinigung zu entwerfen: „Viel wichtiger ist sicherzustellen, dass er auch in der Praxis lückenlos aufrechterhalten werden kann.“

„Asanos Forschungsarbeit ist ganz zentral für dieses Problemgebiet“, sagt Thor-Axel Stenström, Professor für Mikrobiologie am schwedischen Seuchenschutzzentrum in Stockholm. Auf Grund seiner Forschungen werde heute beinahe das gesamte gereinigte Abwasser der Mehrmillionenstadt Mexiko-Stadt zur Bewässerung in der Landwirtschaft nahe der Hauptstadt verwendet. Stenström: „Wenn wir in Zukunft mit den globalen Wasserressourcen auskommen wollen, muss es nicht nur selbstverständlich sein, unsere Seen und Flüsse nicht mehr zu verunreinigen, sondern auch derartiges Recyclingwasser in der landwirtschaftlichen Produktion einzusetzen.“

Verliehen wird Takashi Asano der mit 150.000 Dollar dotierte „Internationale Wasserpreis“ anlässlich des alljährlichen Wassersymposiums in Stockholm vom schwedischen König Carl Gustaf.

REINHARD WOLFF