Caps auf dünnem Eis

Eigens für die Berlin Capitals wurde die Deutschlandhalle zur Eisarena umgebaut. Was bei Eröffnung der Halle gestern noch nicht klar war, scheint jetzt perfekt: 10 Millionen Mark sollen die Lizenz sichern

von DIRK HEMPEL

In der Deutschlandhalle an der Jafféstraße kriegt man jetzt kalte Füße. Die parteilose Wirtschaftssenatorin Juliane von Friesen weihte gestern die für rund 9,3 Millionen Mark umgebaute Traditionshalle zur Eisarena ein. Die Dame bewegte sich zur Eröffnung noch recht unsicher auf dem Eis, war doch bis zu diesem Zeitpunkt unklar, ob die für die Eishockeyprofis der Berlin Capitals eingezogene Eisfläche ungenutzt bleiben wird. Der Grund: Dem Verein, der in den kommenden drei Jahren das Provisorium nutzen sollte, drohte der Lizenzentzug.

Jetzt kann die Freifrau eine Pirouette drehen: Sieben Stunden vor Ablauf der Frist haben die Capitals die Lizenzauflagen erfüllt und dürfen in der neuen Saison weiter in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen. Laut Capitals-Sprecher Hans Peter Harbig gingen gestern Nachmittag die geforderten 10,6 Millionen Mark auf den Vereinskonten zur Deckung der Verbindlichkeiten ein. Der hoch verschuldete Club hatte die DEL-Lizenz für 2001/2002 erst im zweiten Anlauf erhalten, musste aber noch die Auflage erfüllen. Bereits in der kommenden Woche soll das Training starten.

„Die Lizenzverweigerung und der Absturz in die Viertklassigkeit wären angesichts der Tatsache, dass wir jetzt nach jahrelangen Bemühungen endlich in der attraktiven Deutschlandhalle spielen können, eine Katastrophe gewesen“, sagte Sportdirektor Lorenz Funk.

Woher die nun eingegangenen 10,6 Millionen Mark stammen, wurde offiziell nicht berichtet. Nachdem zunächst von zwei neuen Gesellschaftern die Rede war, die anonym bleiben wollten, vermuten Insider jetzt, dass Hauptgesellschafter Egon Banghard erneut die Hauptlast trug. Mit dem Eingang der Gelder dürften die Capitals auch drohende Insolvenzverfahren abgewendet haben. Sportdirektor Funk, seit drei Jahrzehnten als Spieler, Trainer und Manager in der Hauptstadt tätig, bezeichnete die Auflagenerfüllung als einen „Meilenstein im Berliner Eishockey-Sport“.

Verantwortlich für die Zitterpartie waren die Finanzprobleme des Vereins. Seit Monaten sind keine Löhne sowie keine Beiträge an Krankenkassen und Berufsgenossenschaft geflossen. Selbst die Telefonrechnung wird angeblich nicht mehr bezahlt. Allein beim Finanzamt hat der Verein etwa 5,7 Millionen Mark Schulden. Mittlerweile hat die von mehreren Caps-Spielern beauftragte Rechtsanwältin Astrid Lipps sogar ein Insolvenzverfahren beantragt und Strafanzeige wegen Konkursverschleppung erstattet. Ihren Mandanten schulde der Verein mehr als eine Million Mark – seit Februar sei kein Geld mehr geflossen, erklärt sie gegenüber infoRadio.

Diese Probleme riefen die DEL auf den Plan. Nur wirtschaftlich gesunde Vereine dürfen im Profi-Eishockey mitmischen. Im Juli bekamen die Capitals daher nur eine vorläufige Lizenz, verbunden mit der Auflage, mehr als 10 Millionen Mark aufzutreiben.

Wegen des Abrisses der alten Eissporthalle und des Protests der Caps, dann keinen Spielort mehr zu haben, entschied sich der Senat für den teuren Umbau der Deutschlandhalle.

Mit 7.790 Plätzen kann sie mehr Zuschauer aufnehmen als die alte Eisarena. Kosten für den Umbau: 1,3 Millionen Mark steckte der Senat in das Projekt, die Messegesellschaft steuerte weitere acht Millionen bei. Auch ohne die Caps hätte sich die Investition gelohnt, gibt man sich in der Wirtschaftsverwaltung überzeugt: „Die neue Eishalle wird zu über 80 Prozent vom Breitensport genutzt.“ Sportvereine und Schulen sollen sich auf dem für die Caps verlegten Eisboden vergnügen.