Bricoleur stopft Sommerloch

■ Australischer Indie: Machine Translations in der Tanzhalle

Popmusik aus Australien? Für viele mag dieses Thema mit Namen wie The Dirty Three und Nick Cave bereits erschöpft sein. Ein Zustand, der sich ändern könnte, denn eine Reihe hoffnungsvoller australischer Bands ist derzeit im Begriff, ihren Wirkungskreis bis in unsere Breitengrade zu erweitern. Neben dem schöngeistigen Gitarrenpop von The Art of Fighting gebührt hier Machine Translations, einem Soloprojekt des Songwriters und Multiinstrumentalisten J. Walker, besondere Hervorhebung. Einem steten Kreativitätsschub dieses Mannes ist es zu verdanken, dass seit 1997 vier Platten im heimischen 8-Spur-Studio produziert wurden. Die australische Musikpresse feierte Machine Transla-tions im letzten Jahr als hoffnungsvollste Neuentdeckung. Wenig verwunderlich, dass das aktuelle Album Bad Shapes nun über einen Major verkauft wird.

Betrachtet man den musikalischen Werdegang J. Walkers, lässt sich eine Entwicklung von der Melancholie der Frühwerke hin zu charmanter Leichtigkeit erkennen. Die neuen Songs glänzen durch eine Vielzahl verwendeter Instrumente – Kontrabass, Banjo und Slide-Guitar kommen ebenso zum Einsatz wie seltsame Effektgeräte und Samples. Das ist nicht die einzige der viel zitierten Parallelen zwischen J. Walker und dem Soundwizard Beck. Auch J. Walker geht experimentell mit dem ihm zur Verfügung stehenden Klangmaterial um und produziert Songs, die zwischen psychedelischem Folk, Indierock und Ohrwurm-Pop hin- und herspringen.

Mag auch das musikalische Ergebnis nicht immer hitverdächtig sein und in seiner Qualität noch nicht ganz an die großen Momente eines Beck Hansen herankommen, geraten die Songs aber auch nie in Gefahr, in tausendmal gehörter Belanglosigkeit zu versinken. Gespannt darf man auf die Live-Umsetzung sein, denn anders als im heimischen Studio bedarf J. Walker auf der Bühne der Unterstützung von mindestens zwei BegleitmusikerInnen.

Vielleicht nicht unbedingt stimmig im musikalischen Sinne, aber trotzdem vielversprechend ist der Auftritt von Boy Division zur Eröffnung des Abends. Hamburgs subversivste Boygroup wird wie immer eine Reihe kakophoner Coverversionen, gekoppelt mit selbstzerstörerischen Showeinlagen darbieten. Inmitten der kulturellen Sommerlochtristesse verspricht der Abend jedenfalls ein unterhaltsamer zu werden.

Sandra Ziegelmüller

Mittwoch, 21 Uhr, Tanzhalle