Kostenlose Zeitungen ziehen gen Süden

Der Exchef von „20 Minuten Köln“ wechselt zu „Bild“, der Schibsted Verlag sucht nun in Spanien sein Glück

Der ehemalige Chefredakteur der Gratiszeitung 20 Minuten Köln, Klaus Kelle, wechselt zur Bild-Zeitung. Der 42-Jährige wird neuer Vizeredaktionsleiter des Springer-Blattes in Nordrhein-Westfalen und folgt damit Ralph Große-Bley nach, der den Verlag verlassen hat.

Kelle hatte Ende 1999 die Redaktion der inzwischen eingestellten kostenlosen Tageszeitung in Köln aufgebaut und bis Oktober 2000 geleitet. Der Gratiszeitungsmann hatte von seinem Posten bei 20 Minuten wegen juristischer Konflikte um eine frühere Geschäftsführertätigkeit zurücktreten müssen. Und war dafür mit Schadenfreude überschüttet worden – besonders von der Kölner Lokalausgabe der Bild. Den 20 Minuten-Verlag Schibsted zieht es unterdessen in wärmere Gefilde. Wie der norwegische Medienkonzern bekannt gab, hat er jetzt die Mehrheit an der spanischen Gratiszeitungs-Gruppe „Multiprensa y Mas“ erworben. In Madrid und Barcelona gibt „Multiprensa y Mas“ kostenlose Tageszeitungen mit einer Auflage von 245.000 heraus. Mit der Mehrheitsbeteiligung will die 20 Min Holding, die Muttergesellschaft der 20 Min AG, erreichen, was sie in Deutschland nicht geschafft hat: die Führungsposition der spanischen Gratiszeitung ausbauen und sichern. Um nicht vom Regen in die Traufe zu gelangen, sollte sie ihre Aktienprozente diesmal besser hüten. Denn der Kölner Gratiszeitung 20 Minuten wurde nicht zuletzt durch die Beteiligung wenig medienerfahrener Finanzmakler der Todesstoß versetzt. Eingegangen war die Zeitung vor allem an einem Mangel an bezahlter Werbung. In Spanien scheinen die Werber mehr Vertrauen in die Gratiszeitungen zu haben: Beide Zeitungen verzeichnen ein ständig wachsendes Anzeigenvolumen, teilte die 20 Min Holding mit.

Während sie sich nun vom deutschen Markt verabschiedet, lässt Springer seine Extra-Zeitung zu neuem Leben erwachen. Nach den Sommerferien soll das Blatt in einer deutschen Großstadt wieder an die Leser gelangen. Doch einen Unterschied gibt es bei der Auferstehung: Extra wird kostenpflichtig. Mit einem Preis von wenigen Pfennigen sollen aber vor allem die jungen Leser wieder auf den Geschmack kommen. FK/KW