Bald Beobachter im Nahen Osten?

G-8-Staaten befürworten Beobachtermission. Israel will nur Amis, Palästinenser wollen internationale Vetreter

JERUSALEM/GAZA afp/rtr/taz ■ Sowohl die palästinensische Autonomiebehörde als auch Teile der israelischen Regierung haben positiv auf die Initiative der G-8-Staaten zur Entsendung von Beobachtern in den Nahen Osten reagiert. In einer Erklärung der Autonomiebehörde hieß es in der Nacht zu gestern, der Aufruf der sieben führenden Industrienationen und Russlands müsse nun „rasch umgesetzt“ werden. Die Beobachter müssten „so schnell wie möglich“ entsandt werden, um das „Vergießen palästinensischen Blutes“ zu stoppen und den Friedensprozess zu retten.

„Wir sind an einer solchen Präsenz interessiert“, sagte Israels Außenminister Schimon Peres gestern im israelischen Rundfunk, schränkte eine mögliche Beobachtermission aber auf Vertreter der USA ein. Eine internationale Mission lehnte er ab. Bereits im Wye-Abkommen von 1998 sei eine Rolle für den US-Geheimdienst CIA vorgesehen, sagte Peres. Einem gestrigen Bericht der israelischen Zeitung Maariv zufolge signalisierte Omri Scharon, der Sohn von Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon, dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat vor kurzem, dass Israel „ein Dutzend CIA-Beamte als Überwacher“ mit Sitz in Tel Aviv akzeptieren würde.

Es dürfte jedoch klar sein, dass zwölf CIA-Geheimdienstler keine flächendeckende Beobachtung Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland und im Gaza-Streifen gewährleisten könnten. Zudem wird eine derartige Gruppe von den Palästinensern als pro-israelisch abgelehnt.

Die Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten hatten sich bei ihrem Gipfeltreffen in Genua am Samstag einhellig für eine Beobachtermission in Nahost ausgesprochen. Eine von beiden Konfliktparteien akzeptierte Überwachung durch Dritte diene der Umsetzung des Mitchell-Plans, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Wie sich die Staatschefs die Zusammensetzung des Beobachterkontingents vorstellen, sagten sie nicht.

Nahe der jüdischen Siedlung Nezarim im Gaza-Streifen wurde in der Nacht zu gestern laut palästinensischen Berichten ein 48-jähriger palästinensischer Familienvater getötet, als die israelische Armee sein Haus mit schwerer Panzerartillerie beschoss. Israels Armee teilte mit, Soldaten seien unter Beschuss durch Palästinenser geraten und hätten daraufhin das Feuer auf „zwei bewaffnete Terroristen“ eröffnet. Unparteiische Beobachter waren nicht vor Ort. Im Westjordanland explodierte gestern Morgen eine Bombe neben einem israelischen Linienbus. Verletzt wurde niemand. HAR

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