SFB will ORB heiraten

Nun plädiert auch der SFB-Rundfunkrat für eine Fusion mit den Brandenburgern. Programmeinschränkungen oder Personalabbau werden aber ausgeschlossen

Jetzt geht’s aber flott. Vor zwei Wochen hatte SFB-Intendant Horst Schättle sich unerwartet als Freund einer Fusion mit dem ORB geoutet. Am Montagabend stimmte der Rundfunkrat einstimmig einem Papier zu, das in groben Zügen den Weg zur großen Zweiländer-Anstalt skizziert.

Wer den Beschluss liest, bekommt den Eindruck: Alles wird gut, wenig wird anders und vieles besser. Punkt eins: Das Programmangebot soll uneingeschränkt erhalten bleiben. Punkt zwei: Es soll keinen fusionsbedingten Personalabbau geben. Dafür werden jetzt die Ärmel hochgekrempelt. Der Rundfunkrat will nun eine Arbeitsgruppe einsetzen – eine Idee, auf die der ORB bereits Anfang des Jahres gekommen war.

Außerdem heißt es in der Vorlage, die Zusammenführung der beiden Sender liege „in der Kontinuität der Politik des SFB seit 1995“. Das haben manche noch anders in Erinnerung. Wer bis vor ein paar Wochen beim SFB nach einer Fusion mit dem ORB fragte, bekam höchstens ein müdes „och nö“ zu hören. Erst seit Klaus Wowereit (SPD) die Stadt regiert, erschallt auf dieselbe Frage ein forsches: „Wir haben doch schon immer gewollt.“

Programmausschuss-Chef Jürgen Grimming hatte das Papier mit ausgearbeitet und warb im Rundfunkrat dafür. Es könne doch nicht angehen, dass nur die Politik über die Sender bestimme. Habe er doch am Samstag in der Morgenpost lesen müssen, dass die Senatskanzleien von Berlin und Brandenburg bis zum 8. September die Rahmenbedingungen für die Senderfusion ausarbeiten sollen. Grimming jedenfalls verteidigte die SFB-Politik mit einem Shakespeare- Zitat, das er auf einem Zuckertütchen entdeckt hatte: „Wer einen steilen Berg erklimmt, hebt an mit ruhigem Schritt.“

Der Marsch in Richtung Potsdam allerdings soll in friedlicher Gesinnung erfolgen. Intendant Schättle gab die Parole aus: „Die Diskussion geht nicht um eine Übernahme, sondern um das Zusammengehen zweier gleichberechtigter Partner.“ Die vorhandenen Ressourcen könnten viel besser ausgenutzt werden, und der neue Sender werde innerhalb der ARD an Bedeutung gewinnen. Daher sollten sich beide Seiten stärker als bisher rationalen Argumenten öffnen. Da ist man fast geneigt, noch einmal Shakespeare zu zitieren: „Am Stirnhaar lasst den Augenblick uns fassen.“ ALEXANDER KÜHN