Schnupperkurs mit Anfassen

Zum Riechen und Fühlen: Der neue Duft- und Tastgarten in Klein Flottbek wendet sich vor allem an Behinderte  ■ Von Anke Schwarzer

Eine Sonnenuhr, die auch Blinde lesen können? Blumenbeete, die sich erfühlen lassen, und Bäume, die man erriechen soll? Der Duft- und Tastgarten in Klein Flottbek bietet jetzt vielfältige Möglichkeiten, die Natur zu erkunden. Drei Jahre lang haben die Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg, die Integrationsklasse 9b der Gesamtschule Heidberg und Einzelpersonen den Experimentiergarten geplant und vorbereitet – jetzt ist er fertig.

„Der Garten soll Hände und Nase ansprechen“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Carsten Schirarend. Und so bietet der Erlebnisbereich „Duft“ eine Orgel der besonderen Art: Wer die großen Holztasten drückt und seine Nase an die kleine Öffnung auf der Kupferschiene hält, wird fruchtige Zitrone und würzige Nelke schnuppern. Oder den herb-holzigen Geruch von Harzlieferanten wie Zeder und Zypresse. An blumigen Varianten gibt es so exotische Duftnoten wie Ylang-Ylang oder Neroli, dessen ätherisches Öl aus der Pomeranze gewonnen wird.

Beim taktilen Verständnis hilft das Holzdidaktikum: Wie fühlt sich die Rinde der Rosskastanie an? Und wie unterscheidet sich das Holz der Akazie von dem der Sommerlinde? Ertasten können BesucherInnen auch die Beschaffenheiten von Blättern, Stengeln, Blüten und Früchten: den haarigen Woll-Ziest, die kahlen und gewachsten Blätter der Fetthenne oder die klebrige Pechnelke. Täfelchen in Braille-Schrift klären über Namen und Herkunft der Pflanzen auf.

Neben dem Reliefplan auf einem Wegweiser hängen weiße Folien in Braille-Schrift zum Mitnehmen. Blinde können sich damit im Duft- und Tastgarten orientieren. Auch akustische Signale wie Wasserspiel und Windglocken helfen, sich im Garten zurechtzufinden, Metallschienen am Boden dienen als Fußlauf.

Die Heidberger SchülerInnen haben zudem Modelle entwickelt, um den Garten und den Anfahrtsweg behindertengerecht zu gestalten. Mit Hilfe von Schlafbrillen vorübergehend erblindet stellten sie fest: Mitten im Weg steht ein Schild, der Teich ist nicht sicher abgesperrt und die Überquerung der Straße vor dem Botanischen Garten zu gefährlich.

„Leider ist sehr wenig von unseren Vorschlägen umgesetzt worden“, bedauert der 17-jährige Rollstuhlfahrer Florian Giese. Es gebe zu wenige Tastfelder, und auch ein Aufzug im S-Bahnhof Klein Flottbek fehle. „Am liebsten hätten wir einen Tunnel vom Bahnhof bis zum Eingang des Garten gebaut“, so eine Schülerin aus der 9b.

Der Duft- und Tastgarten, Eingang Ohnhorststraße in Klein-Flottbek, ist täglich von 9 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet, der Eintritt ist frei.