Israel übt Rache

Nach einem Angriff auf Siedler besetzen israelische Panzer einen Hügel in den Autonomiegebieten und beschießen einen Polizeiposten

JERUSALEM/BERLIN taz/dpa/afp ■ Todesopfer gibt es im Nahen Osten derzeit beinahe täglich. Doch jetzt droht die Gewalt wieder zu eskalieren. Vater, Mutter und das einjährige Kind der israelischen Siedlerfamilie, die gestern im Westjordanland beschossen wurden, erlitten Kopfverletzungen.

Die israelische Armee nahm den Angriff zum Anlass, mit Panzern in palästinensisches Gebiet nahe der Autonomiestadt Nablus einzudringen und einen Polizeiposten zu beschießen. Resultat: zwei tote und sieben verletzte Palästinenser. Außerdem besetzten die Soldaten einen Hügel nahe Nablus. Ein Armeesprecher teilte mit, von dem unter palästinensischer Verwaltung stehenden Hügel lasse sich die israelische Siedlung Har Bratscha kontrollieren. Die Besetzung sei nur vorübergehend.

Die vielfach beschworene Waffenruhe scheint ihren Namen nicht wert zu sein. Der israelische Oppositionsführer Jossi Sarid wies gestern darauf hin, dass auch Israel die Vereinbarung mit den Palästinensern zum Gewaltverzicht verletze. Täglich dringe das Militär auf Autonomiegebiete vor und reiße palästinensische Häuser ein. Ein Treffen von Sicherheitsexperten beider Seiten war in der Nacht zu gestern nach einem Streit geplatzt.

Nach palästinensischen Angaben ordnete die israelische Armee die Räumung weiterer 18 Häuser im Westjordanland an. Die Bewohner hätten 30 Tage Zeit, ihre Häuser in der Siedlung al-Madina westlich von Ramallah zu verlassen. Javier Solana, außenpolitischer Koordinator der EU, kritisierte unterdessen die Ankündigung des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, jüdische Siedlungen auf den von Syrien beanspruchten Golanhöhen auszuweiten.

Der Streit um ein von UN-Soldaten im Südlibanon aufgenommenes Video von der Geiselnahme dreier Israelis durch die libanesische Hisbullah wird immer heftiger. UN-Generalsekretär Kofi Annan ordnete dazu eine interne Untersuchung an. Für ein besseres Image im Ausland sollen israelische Soldaten nach den Vorschlägen US-Werbeberater künftig mit rosa gefärbten Gewehren auf Palästinenser schießen. HAR

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