Gewalt in England

Erst demonstrieren 300 asiatische Briten gegen Rechtsextremisten, dann liefern sich 1.000 Jugendliche Straßenschlachten mit der Polizei

BRADFORD afp/rtr ■ 120 Polizisten und sechs Zivilisten wurden bei den Unruhen im nordenglischen Bradford am Samstag und in der Nacht zum Sonntag verletzt. Hunderte von Polizisten brachten die Lage stundenlang nicht unter Kontrolle.

Polizeiangaben zufolge hatte sich am Samstagnachmittag eine Gruppe von 300 Jugendlichen pakistanischer und bengalischer Herkunft in der Innenstadt von Bradford versammelt, um gegen einen geplanten Marsch der rechtsextremen National Front zu protestieren. Die Kundgebung verlief zunächst friedlich. Augenzeugenberichten zufolge spitzte sich die Lage erst zu, als eine Gruppe weißer Männer rassistische Beleidigungen zu rufen begann. Als sich die darauf folgende Schlägerei zu einem Straßenkampf ausweitete, griff die Polizei ein. Die Beamten berichteten, die Jugendlichen hätten sie mit Baseballschlägern, Ziegelsteinen, Hämmern und Brandbomben angegriffen. Polizeichef Stuart Hide sprach von „mutwilliger Gewalt, die Leben gefährdet“. In der Nacht sollen sich bis zu 1.000 Personen an den Straßenkämpfen beteiligt haben, darunter auch zugereiste und nichtasiatische Jugendliche. Erst nach drei Stunden hatte die Polizei die Lage im Stadtzentrum im Griff. Da hatten sich die Ausschreitungen aber schon in den Bezirk Manningham verlagert. Ein englischer Fernsehsender zeigte Bilder, wie ein Gruppe asiatischer Jugendlicher einen Weißen jagte, ihn zusammenschlug und mit Messern auf ihn einstach.

Ein Sprecher der rund 100.000 Menschen umfassenden asiatischen Gemeinde von Bradford verurteilte die Gewalt. „Was hier passiert ist furchtbar“, sagte Muhammad Riaz. „Ich kann nicht glauben, dass sich diese Szenen in einer englischen Stadt abgespielt haben.“ Der anglikanische Bischof von Bradford, David Smith, warnte davor, dass die Gewalt weitergehen könnte: „Die einzigen Gewinner sind die Rassisten, die zurückschlagen und sich für die getane Arbeit bedanken werden.“

Auch in anderen Städten Nordenglands mit einem hohen asiatischen Bevölkerungsanteil war es in den vergangenen sechs Wochen zu schweren Unruhen zwischen Weißen und Asiaten gekommen. Die Polizei warf der rechtsextremen British National Party (BNP) vor, die Ausschreitungen in Oldham, Burnley und Leeds angestiftet zu haben. HAR