USA: Waffenruhe in Nahost hat schon begonnen

Obwohl nach den Palästinensern jetzt auch die USA von einer Waffenruhe sprechen, geht die Gewalt weiter. Morgen kommt Syriens Assad nach Berlin

JERUSALEM/HEBRON/NABLUS dpa/afp/taz ■ Die USA engagieren sich wieder verstärkt im Nahostkonflikt und dringen offenbar auf eine zügige Umsetzung der jüngsten Friedensinitiative zwischen Israelis und Palästinensern. Außenminister Colin Powell habe dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon telefonisch mitgeteilt, die vor zehn Tagen vereinbarte Waffenruhe habe nun auch aus Sicht der USA begonnen, berichtete der israelische Armeesender am Sonntag. Ob die USA seit drei oder vier Tagen zu zählen angefangen haben, klärte der Bericht nicht.

Nach Ansicht der Palästinenser ist die einwöchige vollständige Waffenruhe schon abgelaufen, laut Scharon hat sie noch gar nicht begonnen. Der Testphase soll eine sechswöchige „Abkühlungsperiode“ folgen, ehe mit der Umsetzung des so genannten Mitchell-Plans begonnen werden soll.

Obwohl nun also auch die USA von einer „Waffenruhe“ sprechen, geht die Gewalt weiter: Im Westjordanland und im Gaza-Streifen kam es auch am Wochenende zu Unruhen. Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der Nähe der Autonomiestadt Nablus wurden zwei israelische Soldaten leicht verletzt. Im südlichen Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten einen elf Jahre alten Palästinener. Drei weitere palästinensische Jungen sollen verletzt worden sein. Angaben eines israelischen Militärsprechers zufolge seien zuvor israelische Stellungen in der Nähe von Rafah mehrfach mit Granaten und Brandflaschen angegriffen worden. Daraufhin hätten die Soldaten zurückgeschossen.

Bereits gestern morgen entführte die israelische Armee einen Aktivisten der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung. Nach palästinensischen Angaben wurde der 35-Jährige in einem unter palästinensischer Kontrolle stehenden Stadtteil von Hebron im Westjordanland verschleppt. In Nablus verurteilte ein palästinensisches Sicherheitsgericht einen 21-jährigen Palästinenser wegen „Kollaboration mit Israel“ zu lebenslänglicher Zwangsarbeit.

Der Nahostkonflikt steht im Mittelpunkt des morgen beginnenden Besuchs von Syriens Präsident Baschar al-Assad in Berlin. HAR