Schwelbrand in der U 6

Bei dem Unfall an der U-Bahn-Station Afrikanische Straße in Wedding sind 28 Menschen verletzt worden. Kurzschluss als Unglücksursache vermutet, weitere Erkennisse wohl es erst am Dienstag. SPD und Grüne fordern bessere Notfallmaßnahmen

von KATJA BIGALKE

Nach dem Schwelbrand in der U-Bahn-Linie 6 wird erneut heftig über die Sicherheit in den U-Bahnen diskutiert. Bei dem Unfall auf der Strecke Alt-Tegel–Alt-Mariendorf waren am Samstagnachmittag nach Angaben der Feuerwehr 28 Menschen verletzt worden. Die Verletzten wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Sie konnten am Samstagabend die Klinik verlassen.

Kurz vor der Haltestelle Afrikanische Straße war es nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr in einem U-Bahn-Wagen zu einem Kurzschluss an einem Stromabnehmer gekommen. Dieser soll daraufhin den Schwelbrand ausgelöst haben. Die Bahn blieb wegen des Defekts etwa dreißig Meter vor der Haltestelle stehen. In dichtem Rauch wurden die etwa 150 Fahrgäste von Bahnpersonal und Feuerwehr ins Freie gebracht. Auch die Fahrgäste eines anderen Zuges, der sich im U-Bahnhof befand, mussten evakuiert werden. Auf dem Fluchtweg zogen sich auch die beiden U-Bahn-Fahrer Rauchgasvergiftungen zu.

Genau vor einem Jahr hatte ein ähnlicher technischer Defekt ein Feuer im U-Bahnhof Deutsche Oper ausgelöst. Dabei wurden 31 Menschen verletzt, die meisten hatten Rauchgasvergiftungen. Parallelen zu dem jüngste Vorfall schließen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) aber aus. Zwar sei der Brand in beiden Fällen auf einen Kurzschluss zurückzuführen, so BVG-Sprecherin Barbara Mansfield. „Aber bei dem Vorfall am Samstag handelt es sich um einen völlig anderen Bautyp.“ Mit weiteren Erkenntnissen ist erst am Dienstag zu rechnen. Bis dahin wird der Unglückszug untersucht.

Für Michael Cramer, den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen, steht die Ursache gar nicht im Vordergrund: „Unfälle passieren immer. Man muss sich vielmehr um die Evakuierung kümmern.“ Es sei absolut notwendig, so Cramer weiter, dass jede Haltestelle zwei Eingänge habe, damit im Brandfall ein weiterer Fluchtweg offen ist. In Berlin gibt es noch 11 U-Bahn-Stationen, die nur einen Ausgang haben. Während der U-Bahnhof Afrikanische Straße über zwei Ausgänge verfügt, hat der an der Deutschen Oper nur einen. Bei dem Unfall vor einem Jahr mussten die 350 Fahrgäste über die Gleise durch einen Tunnel zu einer anderen Station begleitet werden, weil der einzige Ausgang der Haltestelle durch die brennende Bahn versperrt war. Dass die Station Afrikanische Straße zwei Ausgänge habe, sei ein „wahnsinniges Glück“, so Cramer. Auch die Feuerwehr fordert seit langem, dass sämtliche Bahnhöfe mit zwei Ausgängen ausgestattet werden.

Um vergleichbare Unfälle zu vermeiden, solle man zunächst alle U-Bahn-Wagen in Hinblick auf das Kurzschluss-Schwelbrand-Problem warten, sagt Christian Gaebler, verkehrspolitischer Sprecher der SPD. Das zentrale Problem sieht er in der starken Rauchentwicklung. „Der Rauch muss besser abziehen und sich besser verteilen können. Außerdem muss man die Kommunikation im Notfall verbessern.“