Schmankerl aus dem Bioland

Am Kreuzberger Erkelenzdamm hat das erste Bioland-Restaurant eröffnet. Öko sind in dem bayerischen Biergarten nicht nur Weißwürste, Maultaschen und Leberkäse, sondern auch Wein und Bier. Dem Inhaber gehört auch die Alternativ-Fleischerei

Robert Niebach sieht nicht aus, wie man sich einen bayerischen Wirt vorstellt. Kein Bierbauch, kein Schnauzbart, kein Trachtenlook. Robert Niebach sieht aber auch nicht aus wie ein typischer Ökorestaurant-Besitzer: Keine Gesundheitsschuhe, keine Naturleinen Kleidung, keine Rauschebart. Der in schwarz gekleidete schlanke Mann, der eine Zigarette nach der anderen raucht, ist aber beides in einem: bayrischer Koch und Besitzer des gerade eröffneten „Metzgerwirts“ - dem ersten Bioland-Restaurants in Berlin.

Der Öko-Biergarten ist am Erkelenzdamm, dort wo früher das „Engelbecken“ zuhause war. Leberkäs gibt es dort und „Schwarzwurscht“, „Weißwürtschtl“, Rinderbrühe mit „Fädle“ und Maultaschen oder „Krautkrapfen“. Alles Marke Bioland. Die verwendeten Lebensmittel werden von einem unabhängigen Gremium beim Erzeuger und Einkauf auf ihre ökologische Qualität hin kontrolliert - daher der Bio-Stempel. Öko-pur gilt auch für Wein und Bier. Riedenburger Helles vom Faß oder italienischer Pinot Grigio sind aus kontrolliert biologischem Anbau.

Niebach, der sich eher unternehmerisch gibt als als leidenschaftlicher Koch, will in seinem Restaurant Essen anbieten, das nicht nach Antibiotika schmeckt. Dass das alles eine bayerische Note bekommen hat, hängt mit seiner Erdinger Herkunft zusammen und damit, dass er in den letzten Jahren seine Alternativ-Metzgerei in der Körtestraße vor allem über das bayerische Sortiment am Leben halten konnte. „Die deftige Küche kommt an“, sagt er. Seit BSE auch die ökologische Ernährung. „Die liegt im Trend, kommt mehr und mehr aus der alternativen Ecke heraus“, ist seine These.

Das scheint auch These der Industrie zu sein. Zur Eröffnung des Restaurants bekam Niebach die Kaffeeschiene von WMF umsonst, den Kombidämpfer von Elona erhielt er zu einem sehr günstigen Rabatt. Besonders gefreut hat ihn aber der Enthusiasmus der Kreuzberger. Die haben ihn immer wieder in seiner Idee bestärkt. „Nur die Politiker haben wenig von sich hören lassen“, sagt er. Gerade von den Grünen hätte er schon ein größeres Echo erwartet.

Nun ist das Restaurant zum Spiegel der persönlichen Verbindungen und Hobbies geworden. Die Uckermark, aus der er einen Großteil seiner Produkte bezieht und die er wegen der Landschaft sehr liebt, hat einen besonderen Platz bekommen. Auf den langen Tischen in dem von Weidengeflechten umsäumten Biergarten stehen Kornblumen. Zaun und Deko hat er in Brandenburg besorgt. Im Biergarten hört man auch keine Musik, sondern uckermärkische Nachtigall vom Tape.

Um das Bild des sich selbst als Allround Künstler gebenden Unternehmers zu komplettieren, hat er im Inneren des Restaurants seine eigene Fotoausstellung. Natur in Makroaufnahmen. Das Tieckholzschild über dem Eingang hat er in Indien machen lassen. Die ovale Form hat er selbst entworfen. Alles soweit da. Nur die Speisekarte bleibt den Sommer über auf fünf Gerichte beschränkt. „Leberkäs gibt es aber immer“, sagt er. Zum Bio-Preis: die große Portion mit Brezel kostet 18 Mark. KATJA BIGALKE