Unsafer Sex

■ Mediziner warnt: In Hamburg nehmen Syphilis-Erkrankungen stark zu

Weil Sex in Hamburg immer seltener safe ist, hat sich die Zahl der Syphiliserkrankungen in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht. Das hat das Institut für interdisziplinäre Infektiologie und Immunologie (ifi) in Zusammenarbeit mit Hamburger Krankenhäusern, HIV-Schwerpunktpraxen und einer Drogenambulanz herausgefunden. 1997 waren in Hamburg 25 Syphilisfälle bekannt, 1999 waren es 89. „Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher, nur zehn bis 20 Prozent der Fälle sind gemeldet“, sagt der Arzt und ifi-Geschäftsführer Andreas Plettenberg.

Kiel, Lübeck und Hannover, die sich auch an der Studie beteiligten, weisen keinen vergleichbaren Trend auf. „Das ist eindeutig ein Hamburger Phänomen“, sagt Plettenberg. Als Ursache vermutet er den Trend zum Sex ohne Kondom, den er besonders bei jungen Schwulen, aber auch bei Heterosexuellen beobachtet. Die Angst vor AIDS lasse offenbar nach, was Plettenberg auf die Behandlungsmöglichkeiten sowie die reduzierten Präventionskampagnen zurückführt.

Syphilis wird in erster Linie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Sie verläuft in verschiedenen Stadien, deren Verlauf sich über Jahre hinziehen kann. Die Infektion zeigt sich zunächst an den betroffenen Stellen in Form von nässenden, schmerzlosen Geschwüren, häufig am Penis und im Schambereich und durch regionale Lymphknotenschwellungen, die nach wenigen Wochen abheilen. Im ersten und zweiten Stadium ist Syphilis mit Antibiotika heilbar. Im dritten und vierten können bereits Herz oder Hirn angegriffen sein, was zum Tode führen kann.

Das Risiko, sich beim Sex mit einem Syphilis-Infizierten anzuste-ckende, beträgt laut Plettenberg 30 bis 60 Prozent. Während das Übertragungsrisiko von HIV nur bei maximal einem Prozent liegt, erhöht es sich bei gleichzeitiger Syphilis auf bis zu 30 Prozent. Plettenberg fürchtet, „dass lokale Syphilis-Ausbrüche wie gegenwärtig in Hamburg, eine Zunahme von HIV-Infektionen mit sich bringt“.

Er mahnt zum Kondom-Gebrauch und fordert Präventionskampagnen. Aber auch Ärzte sollten wieder vemehrt an die Geschlechtskrankheit denken und entsprechende Untersuchungen durchführen. san