Kein Raä aus der Tube

■ Sawt Elt Atlas spielen zum „Tag der Jugend – gegen rechte Gewalt“ in Syke auf

Schon als Kinder haben Kamel el Habchi und Mounir Mighani mit ihren Brüdern auf Familienfesten traditionelle Lieder und Tänze vorgetragen. Die Sprösslinge marockanischer MigrantInnen in Frankreich entwickelten bald den Ehrgeiz, eigene Musik zu schaffen, die die marokkanischen Traditionen mit der Musik, die die Kids der zweiten oder dritten Generation in den EinwanderInnenvierteln hören, verknüpfen sollte.

Also mischten sie eine ordentliche Portion Reggae und Zouk ins marokkanische Musikerbe, gaben noch ein wenig Arab-Pop, reichlich Raä und eine Prise Funk dazu. In ihren Texten griffen sie die Situation der MigrantInnenkinder in Frankreich auf, die trotz aller Zidanes nicht so sehr verschieden von der türkischer und südosteuropäischer Jugendlicher hierzulande ist, nämlich bestimmt von der Suche nach einer Identität und gesellschaftlicher Anerkennung und Gleichberechtigung.

Das kam nicht nur bei AltersgenossInnen maghrebinischer Herkunft gut an. 1992 spielten sie als noch unbekannte Schülerband auf dem Weltmusikfestival „Francofolies“ in La Rochelle, wurden entdeckt und starteten in ihrer Heimat eine rasante Karriere.

Sawt el Atlas (auf deutsch: Stimmen des Atlas) sind keine Raä-Band, auch wenn sie im Vorprogramm von Raä-Größen wie Khaled oder Ceb Mami auftraten. Sie selbst verstehen ihre Musik eher als zeitgenössischen Pop mit starken nordafrikanischen Wurzeln, sie singen in arabisch und französisch und drücken damit aus, dass sie in beiden Kulturen zu Hause sind. Ihre letzte CD „Donia“ wurde in Paris und Kairo aufgenommen und die Single „Ne me jugez pas“ verkaufte sich über dreihunderttausendmal.

Ihr Ruf als mitreißende Live-Band bestätigte sich zuletzt auf der Womex in Berlin. Ob die inzwischen elfköpfige Truppe um die Sänger Kamel el Habchi und Mounir Mighani auch angesichts des verregneten Sommers einheizen können, kann man am Sonntag openair und eintrittsfrei auf dem Syker Rathausplatz erleben.

Ihr Auftritt (von der Syker Kulturinitiative JFK organisiert) findet anlässlich des Syker Tages der Jugend – für Toleranz und gegen rechte Gewalt statt, zweifellos ein guter Rahmen für das selbtbewusste Auftreten von jugendlichen MigrantInnen. Arnaud

Sonntag, 24. Juni, ab 20 Uhr auf dem Rathausplatz in Syke