Die Künstler

Joseph Beuys (links), 1921 in Krefeld geboren, meldet sich nach seinem Abitur 1941 freiwillig zum Militär. Er wird zum Bordfunker und Sturzkampfflieger ausgebildet und in Süditalien, in Kroatien, in der Ukraine und 1944 auf der Krim abgeschossen. Beuys wird schwer verletzt von Tataren geborgen und am folgenden Tag von einem deutschen Suchkommando gefunden. Danach wird er an der Westfront eingesetzt, wo er in Kriegsgefangenschaft gerät. Mitten im Krieg schreibt er an seine Eltern: „Ich habe mich entschlossen, nach dem Kriege den Bildhauerberuf zu erlernen.“ Auf der Krim zeichnet er Porträts in sein Notizbuch. Als bekannter Künstler erklärt Beuys später die Rettung durch die Tataren im Krieg als eines seiner Schlüsselerlebnisse. Das Trauma des Krieges wird später häufig als Erklärungsmuster für seine Kunst herangezogen. Immer wieder nimmt er selber in seinen Kunstwerken Bezug auf den Krieg und den Völkermord. Zu seiner Aktion „Auschwitz Demonstration“ (1952–1964) erklärt er, seine Aktionskunst wolle aufarbeiten, was „im Bilde“ nicht darstellbar sei: „Ich maße mir nicht an, dass ich dadurch – durch diese Sachen – etwas wiedergegeben habe von dem Schrecklichen.“

Vadim Abramowitsch Sidur (rechts), geboren 1924 in Dnjepropetrowsk in der Ukraine, wird nach seiner Schulzeit Arbeiter auf einem Kolchos. Zur Roten Armee wird er 1942 eingezogen und 1943 Führer einer Maschinengewehreinheit an der 3. Ukrainischen Front. Am 7. März 1944 wird sein Kiefer durchschossen. Sidur wird aus der Armee krankheitshalber entlassen und muss sich jahrelang behandeln lassen. Er lernt an der Schule für angewandte Kunst in Moskau. 1968 eröffnet er seine erste Einzelausstellung, die jedoch gleich am ersten Abend schon wieder geschlossen wird: Die Öffentlichkeit nehme daran zu großen Anstoß. Bis zu seinem Tod kann er nicht in der UdSSR ausstellen. Seit den 70er-Jahren aber findet Sidur mit seinen Plastiken im Westen immer mehr Anerkennung. „Der Verwundete“, „Tod durch Bomben“ oder „Der MG-Schütze“ heißen seine Werke. 1977 erklärt er: „Es besteht kein Zweifel, die schwerste Erschütterung in meinem Leben stellt der Krieg dar ... In der heutigen Gesellschaft beunruhigt mich – ich würde sogar sagen, bedrückt mich – am meisten die nicht enden wollende Anwendung von Gewalt, und zwar in ihren verschiedensten Erscheinungsformen.“ FOTOS:
MUSEUM KARLSHORST