Verteidigungsminister rüsten sich

Auf der weltgrößten Luftfahrtmesse verplanen europäische Minister Milliarden für neuen Militärtransporter. Airbus und Boeing buhlen um Großraumflieger. Lufthansa kündigt Büro mit schnellstem Internetzugang an. Concorde soll wieder belebt werden

aus Paris DOROTHEA HAHN

Flugzeuge ohne Piloten, Großraumtransporter und gigantische Passagiermaschinen sind die Hits des 44. Luftfahrsalons im französischen Le Bourget, der am Samstag eröffnet wurde. Bei der im Zweijahresrhythmus stattfindenden größten Luftfahrtmesse der Welt, die bis zum kommenden Wochenende dauert, stehen neben Militärmaschinen aus aller Welt zwei Unternehmen im Vordergrund und im Wirtschaftskrieg: das US-amerikanische Boeing und die europäische Airbus. Letztere hofft auf viele Absichtserklärungen für den Kauf des bislang nur projektierten europäischen Militärtransporters A400 M.

Obschon der Bundestag noch gar nicht über die Frage entschieden hat, sagte Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) vergangene Woche, er wolle morgen in Paris einen Vorvertrag über den Kauf von 73 dieser Transporter zu einem Stückpreis von 80 Millionen Mark unterzeichnen. Sein französischer Amtskollege Alain Richard sprach von 50 Maschinen, die er erwerben wolle, obwohl der französische Rüstungsetat längst nicht abgestimmt ist.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien (25 beabsichtigte Käufe) werden damit voraussichtlich drei Viertel der Maschinen kaufen. Für den Rest kommen die Kaufabsichtserklärungen aus Spanien (27), Portugal (4), Italien (16), Belgien (7) und Luxemburg (1). Die Türkei will 20 Maschinen erstehen. Der Militärtransporter, der von seinen Marketingexperten als „Muss für militärische und humanitäre Operationen“ gepriesen wird, könnte – vorausgesetzt, die Absichtserklärungen von Le Bourget führen zu verbindlichen Verträgen – damit zum größten europäischen Rüstungsvorhaben der Geschichte werden.

Neben dem Militärtransporter steht in Le Bourget auch das gigantischste zivile Flugzeug der Geschichte im Rampenlicht. Ein naturgroßes Modell des zweistöckigen Airbus A380 für 450 bis 800 Passagiere ist auf dem Ausstellungsgelände begehbar. Das erste Flugzeug der Serie wird frühestens im Jahr 2006 fertig sein. Bislang hat nur die australische Gesellschaft Quantas Kaufverträge unterzeichnet. Heute will Air France zehn Maschinen verbindlich bestellen. In Le Bourget versucht der US-amerikanische Hauptkonkurrent Boeing, bislang allein auf dem Markt der Langstreckenpassagierflugzeuge, seine Position zu verteidigen. Von Boeing gestern erhobene Vorwürfe, Airbus würde den Wettbewerb mit unfairen Mitteln führen, wies Airbus-Chef Forgeard zurück. Der Konzern habe nicht bei der Europäischen Kommission gegen die geplante Fusion der US-Unternehmen General Electric und Honeywell, einem wichtigen Zulieferer der Flugzeugbauer, agiert.

Lufthansa unterzeichnete gestern mit dem Systemanbieter Connexion by Boeing eine Vereinbarung, nach der die Luftfahrgesellschaft als weltweit Erste ihre Langstreckenflotte mit einem Hochgeschwindigkeitszugang ins Internet ausstatten wird. Ab 2002 können Fluggäste dann mit bis zu 80-facher ISDN-Geschwindigkeit Daten an Bord von Lufthansa-Fliegern empfangen und mit bis zu 24-facher ISDN-Geschwindigkeit von dort versenden.

Auch ein Hochgeschwindigkeitsflieger soll in Le Bourget wieder auftauchen. Frankreichs Verkehrsminister Gayssot will dem Salon „positive Nachrichten“ über die Concorde verkünden. Seit dem Absturz des Ultraschallfliegers am 25. Juli 2000 bei Paris sind alle Maschinen dieses Typs – die ausnahmslos bei Air France und British Airways im Einsatz waren – am Boden. Beide Gesellschaften setzen nach Kontrollen und Testflügen auf eine Wiederaufnahme der Flüge noch in diesem Jahr.