Heilsame Modernisierung

Das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Zehlendorf hat als erste Klinik das Gütesiegel des BUND für Energiesparmaßnahmen erhalten – Energiespar-Contracting hat den teuren Eingriff möglich gemacht

von CHRISTOPH RASCH

Walter Löhr ist stolz auf die neue Technik: „Die hat unsere Erwartungen noch übertroffen“, sagt der technische Leiter des Evangelischen Krankenhauses Hubertus in Zehlendorf. Löhr ist vor allem darauf stolz, dass die millionenschwere Modernisierung seine Klinik nichts gekostet hat, sondern ihr noch Gewinn bringt.

Umgebaut wurden dort die Lüftungstechnik, die – nun computergesteuerte – Regelungstechnik und die Dampf- und Wärmeerzeugung. Das Notstromaggregat ist durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt worden. Im April nahm das Krankenhaus die modernisierte Anlage in Betrieb.

Bereits einen Monat später wurde die Klinik – als erstes Krankenhaus – mit einem Gütesiegel des BUND ausgezeichnet. Dieses Zertifikat erhalten Betriebe, die ihre Energie mit einem „Maximum an Effizienz“ verbrauchen und ihren CO2-Ausstoß in den letzten Jahren um ein Viertel gesenkt haben. Der BUND selbst rät, wie Anlagen am einfachsten modernisiert werden können. Das Zauberwort heißt „Energiespar-Contracting“. Und das funktioniert so: Das Krankenhaus übertrug vor einem Jahr die teure Modernisierung, Instandhaltung und Betreuung der energietechnischen Anlagen einem Investor, der Hamburger HEWContract GmbH. Die investierte eine Million Mark und garantierte durch den Umbau eine Senkung der Energiekosten um mindestens 276.000 Mark im Jahr. 80 Prozent davon streicht die HEWContract später während der zwölfjährigen Laufzeit wieder als Gewinn ein – dem Krankenhaus kommt ein Fünftel des Eingesparten zugute.

Das Hubertus-Krankenhaus ist nicht nur die erste BUND-zertifizierte Berliner Klinik, sondern auch die erste, die dieses Finanzierungsmodell benutzt. Mit Erfolg: Die neue Anlage, bereits zu 95 Prozent in Betrieb, werde das vertraglich vereinbarte Ziel – 30 Prozent weniger Verbrauch – „auf jeden Fall erreichen“, sagt Ingenieur Walter Löhr. Die 300-Betten-Klinik setzt dadurch rund 2.600 Tonnen weniger Kohlendioxid frei – eine Verringerung um 37 Prozent.

„Wir selbst hätten eine Million Mark zur Modernisierung nie aufbringen können“, sagt Löhr, „so was konnte nur über das Contracting funktionieren.“ Rund 260 Gebäude sind in Berlin auf diese Weise seit 1995 modernisiert worden. Vor allem Einrichtungen des Landes und der Bezirke – wie Schulen, Kitas und sogar das Rote Rathaus – konnten ihren Energieverbrauch so um bis zu 20 Prozent reduzieren und den Kohlendioxid-Ausstoß um insgesamt 20.000 Tonnen senken. Ein halbes Dutzend Contracting-Firmen investierte dafür über 30 Millionen Mark. Das Investitionsmodell wurde in andere Bundesländer und ins Ausland exportiert.

Und es hält nun auch in den Krankenhäusern der Stadt Einzug – recht spät, seit Einführung der Energiespar-Partnerschaften 1995. Eigentlich überraschend. Denn „in fast allen Kliniken und medizinischen Einrichtungen“, sagt Hanns-Ulrich Odin, Leiter des Bereichs Krankenhäuser der HEWContract, „liegen erhebliche Einsparpotenziale.“

Doch Krankenhäuser haben nun mal ihre Eigenheiten, wie Friedrich Brüne von der Berliner Energieagentur erklärt: „Hier brauchen wir ein Höchstmaß an Betriebssicherheit. Die Anlagen sind viel komplexer und dürfen nicht ausfallen.“ Zum anderen seien öffentliche Einrichtungen wie Kliniken „grundsätzlich bei derartigen Vorhaben eher zurückhaltend“. Die Agentur ist Projektpartner des BUND und überwacht die Einhaltung der Kriterien, die zur Verleihung des BUND-Gütesiegels führen.

Die Betreibergesellschaft der Berliner Kliniken „Net-Ge“ solle nun prüfen, ob sie die Energie-Partnerschaften auf weitere Häuser ausweiten will. Brüne ist optimistisch: „Der politische Wille dafür ist in Berlin vorhanden.“ Das benachbarte Zehlendorfer Krankenhaus „Waldfriede“ folgt dem Hubertus-Vorbild, und andere Berliner Kliniken zeigen reges Interesse. „Das Beispiel wird schon deshalb Schule machen, weil im Berliner Gesundheitswesen einfach kein Geld vorhanden ist“, meint Walter Löhr.

Darauf hofft auch Thomas Löschmann. Er ist Projektleiter beim BUND, der nun sogar ein Netzwerk „Energiesparendes Krankenhaus“ aufbauen will, in dem die teilnehmenden Kliniken gemeinsam öffentlich auftreten und sich untereinander austauschen sollen. Löschmann schätzt die Energiekosten der Berliner Kliniken auf rund 200 Millionen Mark im Jahr. „Ein Viertel davon ließe sich einsparen.“ Ebenso wie 300.000 Tonnen Kohlendioxid. Das entspräche auch dem auf politischer Ebene vereinbarten Klimaschutzziel bis 2005. Doch auch Löschmann meint: „Die Umstrukturierungsphase der Berliner Kliniken macht das Vorhaben nicht einfacher.“ Hintergedanke der BUND-Zertifizierung sei deshalb auch, mit dem Hubertus-Krankenhaus ein Zugpferd zu etablieren. „Wir wollen, dass sich die anderen die Frage stellen: ,Warum machen wir das nicht?`“, sagt Löschmann, der auch die Gründe für die Zurückhaltung zu kennen glaubt: „Die Kliniken meinen, dass ihnen der so eingesparte Teil ihres Etats im Folgejahr dann nicht mehr bewilligt wird.“

Infos beim BUND: Tel. (0 30) 78 79 00 29 oder www.energiesparendes-krankenhaus.de