Nach dem Strom kommt der Storch

■ Architektenbüro will alte Trafotürme im Wendland zu Herbergen umgestalten

Das Wendland und der Strom – eine lange Geschichte. Hier geht es gar nicht um Gorleben, hier geht es (fast) gar nicht um Atomenergie – hier geht es um UrlauberInnen und Tourismus. Das Wendland ist mehr als Castor zweimal im Jahr, es ist auch mehr als die kulinarisch-kulturelle Delikatesse Kulturelle Landpartie zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Das Wendland ist eine Region, die einlädt zum Wandern, zum Radfahren, zum Angeln, zum Ausruhen. Und jetzt kommt wieder der Strom ins Spiel: Die alten Trafohäuschen, die zwischen Lüneburg und Arendsee herumstehen, sollen zu Herbergen umgestaltet werden – stellt sich zumindest ein wendländisches Architektenbüro vor.

Eckhard Fäseke ist Architekt, betreibt ein Hotel in den Dorf Königshorst südlich von Lüchow und dachte sich irgendwann: Es ist doch zu schade, die Trafotürme einfach abzureißen, wenn sie nicht mehr für die Stromversorgung gebraucht werden. In den 20er Jahren sind die meisten von ihnen gebaut worden, die Technik geht nun langsam über sie hinweg, einige sind wegen Baufälligkeit schon komplett von der Bildfläche verschwunden. Das will die Arbeitsgemeinschaft, die sich unter dem Möllemannschen Motto Projekt 2018 zusammengetan haben, verhindern.

Fäseke hat Pläne entworfen, wie man zumindest einige der Türme für den Tourismus nutzen kann. Er will einen Aufbau obenauf setzen, in denen je 3 bis 6 UrlauberInnen übernachten können, in denen es Schlaf- und Waschgelegenheiten gibt. Den Vergleich zum Storchennest bringt Fäseke selbst gern. Andere leerstehende Trafohäuschen könnten zum Unterschlupf für Schleiereulen oder Fledermäuse präpariert werden.

Finanzierbar wäre so ein Projekt auf jeden Fall. Fäseke hat schon mal durchgerechnet und kommt auf Gesamtkosten von 115.000 Mark pro Turm. Dem Landkreis ist das allerdings derzeit noch zu viel: Er hält sich mit finanzieller Unterstützung erst einmal zurück. Es sei noch nicht ausreichend geprüft, ob solch eine Idee wirklich trägt.

Fäseke hat daran überhaupt keine Zweifel: Wenn TouristInnen zum Beispiel an einem verlängerten Wochenende eine Reitwanderung rund durchs Wendland unternehmen wollen, könnten sie drei Übernachtungen in Trafotürmen buchen und gleichzeitig auch ihre Pferde auf einer Wiese in direkter Nachbarschaft der Türme lassen, hat Fäseke schon ganz feste Vorstellungen.

Ein Interessent für einen umgewidmeten Trafoturm hat sich schon angemeldet: die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Die Anti-Atom-BI in einem Gebäude, das früher bei der Stromerzeugung mitgeholfen hat – symbolischer geht's kaum. Peter Ahrens