Ideenkampf auf dem Podium

Nutzt die Globalisierung nur den Konzernen oder allen? José Bové, Star der Globalisierungsgegner, traf auf einen glühenden Anhänger der Globalisierung

BERLIN taz ■ Bedeutet die Globalisierung die schrankenlose Verbindung von Menschen, Ideen und Waren oder die gnadenlose ökonomische Vorherrschaft der Industriestaaten? Wer profitiert von dieser Entwicklung, wer leidet darunter? Solche Fragen diskutierte der französische Anti-Globalisierungsheld José Bové am Dienstagabend in der Humboldt-Uni unter dem Titel „Die Welt ist keine Ware“. Veranstalter waren die taz, die Arbeitsgemeinschaft Bäuerlicher Landbau, der BUND und die Fraktion der Grünen im Europaparlament. Den Gegenpart zum Globalisierungsgegner Bové bildete Peter Nunenkamp vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Seine These, die das vor allem studentische Publikum öfter reizte: „Globalisierung nutzt am Ende allen Beteiligten.“

Vor den etwa zweihundert Zuhörern schilderte Bové seine persönliche Entwicklung vom Bauern zum Star der Globalisierungsgegner. Er kritisierte die Welthandelsorganisation WTO, die sich nur um Handelsfreiheiten und das Gewinnstreben kümmere. Ihr gehe es darum, das ganze menschliche Leben zu einer Waren zu machen. Nur Japan, Kanada, die USA und die Europäische Union fällten in der WTO Entscheidungen für alle 45 Mitgliedsländer. Bové forderte mehr Schutz für nationale Märkte. Keinesfalls würden sich Märkte selbst regulieren und Konkurrenz zu Wachstum führen. Im Gegenteil seien die Märkte chaotisch. Die Bauern etwa seien bei einem EU-Beitritt Polens die klaren Verlierer.

Für Nunnenkamp ist das „Schwarzweißmalerei“. In dieser Logik seien die multinationalen Konzerne immer die Bösen, aber Multis lieferten nicht automatisch nur schlechte Qualität. Lebensmittelskandale habe es auch bei kleinen Anbietern gegeben. Und wenn die WTO so furchtbar sei, „warum ist es dann so, dass fast alle Länder in die WTO streben?“

Auf die Forderung nach mehr Abschottung der Märkte erwiderte Nunnenkamp, man könne niemandem vorschreiben, was er zu essen habe. Dahinter verberge sich ein immergleiches Prinzip. Sowohl Kleinbauern (Bové ist Schafzüchter) als auch die Agrarmultis wollen ihre Waren verkaufen. Klappt das nicht, riefen sie beim Staat um Hilfe. Bei den Multis führe das zur Forderung nach offenen Grenzen, bei den kleinen Betrieben nach Abschottung. ZIP

Weitere Termine von José Bové: heute Abend, 20 Uhr, Kolpinghaus München, morgen, 20 Uhr Johanniskirche Saarbrücken