Theo Waigels beste Entscheidung

Die Bundesstiftung Umwelt wird zehn Jahre. Gut 4.000 Projekte hat sie gefördert und der Wirtschaft einiges erspart

BERLIN taz ■ Die Ankündigung klingt schon etwas pompös. Rund 1.600 Menschen wollen heute im Berliner Haus der Kulturen der Welt feiern. Unter ihnen der Bundeskanzler, der Bundesumweltminister, Wirtschaftsbosse, Nobelpreisträger und Umweltschützer. Der Anlass: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) wird zehn Jahre alt.

Grund genug zum Feiern gibt es, denn bisher hat die geldschwere Stiftung nach eigenen Angaben 1,7 Milliarden Mark an 4.100 Projekte ausgeschüttet. Mit einem Vermögen von 3,2 Milliarden Mark ist sie die größte Umweltstiftung Europas. Theo Waigel (CSU) und sein Staatssekretär Hans Tietmeyer, später Präsident der Bundesbank, machten sich für die Stiftung 1989 stark. Sie setzten durch, dass der Erlös von 2,5 Mililarden Mark aus der Privatisierung der Salzgitter AG in die Gründung einer Umweltstiftung floss. So geschah es, und noch heute spricht der Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann von „einer der besten Entscheidungen Waigels in seiner Amtszeit“.

Auch der Geschäftsführer des BUND, Gerhard Timm, meint, dass mit dem Geld der Stiftung „vieles voran gebracht wurde, was sonst stecken geblieben wäre“. Als „beeindruckendes Beispiel“ nennt er die Unterstützung der Erforschung des Lotus-Effekts mit 1,3 Millionen Mark. Der Bonner Botaniker Wilhelm Barthlott hatte sich von den Blättern der Lotusblume abgeschaut, dass mikroraue Oberflächen besonders schmutzabweisend seien. Heute gibt es Dachziegel, Farben und Textilien, die die Struktur nachahmen und nur sparsam gereinigt werden müssen.

Die Unterstützung der Erforschung des „Lotus-Effekts“ gehört zu den großen Erfolgen der DBU, wie auch Stiftungssprecher Franz-Georg Elpers bestätigt. Jährlich werden bis zu 500 neue Projekte mit 142 Millionen Mark finanziert. Wer von den 1.800 Antragstellern gefördert wird und wer nicht, entscheiden interne Gutachter der Stiftung und 800 externe Wissenschaftler, die für die DBU arbeiten. „Wir unterstützen vor allem umweltschonende Verfahren in mittelständischen Betrieben zur Vermeidung späterer Umweltbelastungen“, sagt Elpers.

Nach seinen Auskünften war die DBU am Anfang fast zu hundert Prozent im Osten Deutschlands aktiv. „Hier mussten die größten Umweltschäden beseitigt werden.“ Außerdem flossen seit 1991 allein 140 Millionen Mark in die Sanierung von Kulturgütern wie den Meißner Dom, die durch die Luftverschmutzung gelitten hatten. Heute hat sich der Förderanteil der neuen Länder wieder auf ein „Normalmaß“ von zwanzig Prozent eingependelt.

Sowohl Grüne als auch Umweltverbände wünschen sich von der DBU in Zukunft mehr Projekte, die dem direkten Umweltschutz dienen. Winfried Hermann kritisiert, „dass die Stiftung der Wirtschaft zu viele Kosten einfach abgenommen hat“. Es muss mehr „klassische Naturschutzarbeit“ geleistet werden.

Mit der Kritik rennt Hermann offene Türen ein. Die DBU hat in diesem Jahr die Förderprinzipien geändert. Danach sollen mehr Vorhaben zum Schutz von Lebensräumen oder wild lebender Arten unterstützt werden. ZIP