Eiskalte Rechnung

Fettarm, fleischlos, tiefgekühlt: „Vegetarian People“ produzieren Fertiggerichte für den modernen Büromenschen  ■ Von Volker Stahl

Maul- und Klauenseuche und Rinderwahn, Tiertransporte, Schweinepest und Hormonmast – in Zeiten, in denen Horrorbegriffe wie diese zum Alltagsvokabular gehören, liegt vegetarische Kost im Trend. Ein günstiger Zeitpunkt, um mit fleischfreier Tiefkühlkost den Markt zu erobern, dachte sich der Unternehmer Joachim Porschke. Mit „anspruchsvollen Menüs aus natürlichen Zutaten“ liefert der Bruder des Hamburger Umweltsenators Alexander Porschke (GAL) fettarme vegetarische Alternativen zu Salami-Pizza, Fischstäbchen und Chili con Carne aus der Gefriertruhe frei Haus.

Tibetanische Spinatsuppe, Penne Tofubolognese, Kichererbsencurry oder Tofu Stroganoff mit Eierspätzle – so heißen einige der Kreationen, die von internationalen Köchen wie dem Tibeter Lobsang Tsering zubereitet werden. Die kulinarische Weltreise der „Vegetarian People“ ist das jüngste Segment in der Produktpalette des 50 Mitarbeiter zählenden mittelständischen Unternehmens, für das 15 Lieferwagen durch die Hansestadt kurven. „Unser Hauptgeschäft machen wir aber mit Essen für Kinder“, erzählt Porschke. Unter diesem Logo beliefert der ausgebildete Feinmechaniker und Sozialarbeiter seit 15 Jahren vor allem Kindertagesstätten mit frischen Gemüse- und Vollkornprodukten.

Den Einstieg in die Lebensmittelbranche schaffte GAL-Wähler Porschke („aus brüderlicher Solidarität, trotz Nato-Krieg und Mühlenberger Loch“) auf dem Eppen-dorfer Isemarkt. „Dort habe ich sechs Jahre lang auf dem Wochenmarkt gestanden und das Spiel von Angebot und Nachfrage von der Pike auf gelernt.“ Anfangs hatte es der 51-Jährige mit selbstgetöpferter Keramik und gefärbter Wolle versucht, später eröffnete „der überzeugte Unternehmer“ und PDS-Sympathisant („ist sehr mittelstandsfreundlich“) den ersten vegetarischen Imbiss in Deutschland: „Ich hatte einfach die Schnauze voll von Zwischenmahlzeiten wie Würstchen und Bienenstich“, erzählt er.

Die Pioniertat von 1982 wurde vom Fachmagazin „Geschäftsidee“ zwar gebührend gewürdigt, reich aber wurde Porschke mit seinem Snack-Stand nicht. Der Branche blieb er dennoch erhalten. Mitte der achtziger Jahre gründete er „Essen für Kinder“, vor bald einem Jahr hob der ehemalige „Linksradikale“ die „Vegetarian People“ aus der Taufe.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Die Arbeitsbedingungen haben sich geändert. Der modere Büromensch braucht leichte und fettarme Nahrung, die den Körper nicht lange belastet“, begründet dies Unternehmer Porschke. Vegetarische Produkte seien leicht verdaulich und besonders für Sesselsitzer und Bildschirmarbeiter geeignet.

Seine Tiefkühlmenüs, die zunehmend auch von Reformhäusern geführt werden, enthielten dementsprechend kaum Fett, keine Geschmacksverstärker und weder Konservierungsmittel noch Instant-Pülverchen. Alle Zutaten würden frisch verarbeitet, versichert Porschke; das grüne „V“-Label der Europäischen Vegetarier Union garantiert den Verzicht auf tierische Verwertungsprodukte wie Speisegelatine, Schmalz, Speckfett und andere Schweinereien. Denn neben gesundheitlichen sprächen ethische Gründe für den Vegetarismus, betont Porschke. „Die Massenproduktion von Fleisch ist schließlich zutiefst inhuman.“

Der Verzicht auf Hühner-, Schweine- und Rinderleichen in der Gefrierware rechnet sich. Längst hat der neue Firmenzweig die Anfangsinvestitionen aufgefangen und expandiert kräftig. „Zur Zeit verdoppeln wir den Umsatz von Monat zu Monat.“

Kein Wunder, denn nach den Zahlen des Deutschen Tiefkühlinstituts (DTI) in Köln sind Fertiggerichte das absatzstärkste Sortiment im deutschen Tiefkühlmarkt. Der Anteil am Gesamtmarkt (ohne Rohgeflügel und Speiseeis) lag bereits 1996 bei einem Viertel, Tendenz steigend. Und auch mit seiner Multi-Kulti-Ausrichtung liegt Unternehmer Porschke in Trend. In der Produktgruppe der Fertiggerichte, so DTI, bevorzugten die Privatverbraucher Gerichte von internationaler Provenienz – besonders, wenn Pasta dabei ist.

Kontakt und Bestellungen: Vegetarian People, Warnstedtstraße 8, 22525 Hamburg, Info-Telefon: 040/54 42 42, Fax 040/64 26 26, Internet: www.vegetarian-people.de