Vorwort, Nachwort

Ist es peinlich, wenn die InitiatorInnen einer Veranstaltung mit deren Ergebnis glücklich und zufrieden sind? Ist es peinlich, Publikum und Podiumsgäste, OrganisatorInnen und ModeratorInnen in einem Atemzug zu loben? Oder ist es nur peinlich, so etwas laut zu sagen? Wir pfeifen auf die guten Sitten und sagen es laut: Der Kongress „Wie wollen wir leben?“, zu dem die taz am vergangenen Wochenende nach Berlin eingeladen hatte, war ein voller Erfolg.

Nicht nur, weil sich rund dreitausend BesucherInnen im Haus am Köllnischen Park gerne eingefunden hatten. Nicht nur, weil sich in (fast) jedem Saal, bei (fast) jedem Thema die Interessenten drängelten. Sondern auch, weil sich im Laufe der Tage zwischen den Teilnehmenden, den Referierenden und den taz-Mitarbeitenden ein ganz besonderes Verhältnis einstellte.

Vielleicht beschreibt man diese Beziehung am besten als eine auf Gegenseitigkeit: Der Kongress war ein Event für Suchende, bei der jeder und jede von jedem und jeder profitierte. Das Publikum von den Ideen und der Kompetenz der ExpertInnen; diese von den insistierenden Fragen und harten Kommentaren der TeilnehmerInnen; die taz-MacherInnen von der Auseinandersetzung mit beiden. Und nicht zuletzt profitierten alle von dem weitgefächerten, inhaltlichen Angebot und der engagiert-gelassenen Stimmung.

Die Gegenwart ist keine gute Zeit, um große Zukunftsfragen zu stellen. Darin waren sich alle Beteiligten einig. Und Kongresse sind nicht dazu da, die entsprechenden Antworten zu geben. Bescheidener formuliert geht es darum, die Relevanz eines Themas auszuloten und herauszufinden, wie stark das Interesse daran ist.

Und da zeigte sich in Berlin für manchen vorsorglichen Kritiker dann doch Erstaunliches: Das Bedürfnis, sich angesichts eines rasanten Wandels über politische und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten zu verständigen, ist offenbar groß. Ebenso der Wunsch nach Politisierung. Wie sonst hätten sich so viele Menschen über so viele Stunden aufmerksam und konzentriert den nicht immer einfachen Themen widmen können? Vorsichtig lässt sich feststellen: Das Potenzial ist da, es ist etwas möglich.

Und das betrifft beileibe nicht nur diejenigen, für die politisches Denken seit dreißig Jahren zum Alltag gehört. Rund die Hälfte aller Kongressgäste waren zwischen zwanzig und vierzig, besonders auffallend die vielen jungen Frauen darunter. Mithin waren Generationenkonflikte durchaus angelegt – sie dominierten allerdings nur bei den Panels, die die Generationenfrage zum Programm erhoben hatten (wie die Diskussion über die „Kinder der Achtundsechziger“). Ansonsten bestimmte mal wohlwollende, mal kopfschüttelnde Neugier den Umgang von Jüngeren und Älteren.

Der Kongress ist vorbei – wie wollen wir uns über das Ergebnis freuen? Am besten so, dass auch unsere LeserInnen etwas davon haben. Vieles Berichtens- und Erzählenswerte, vieles, das zum Weiterdenken und Nachfassen anregt, konnte sich bisher in der Zeitung nicht widerspiegeln. Dem haben wir in diesem taz.mag noch einmal breiten Raum gegeben.

Und um am Schluss diejenige Frage zu beantworten, die uns während der Veranstaltung am häufigsten gestellt wurde: Dass es wieder einen taz-Kongress geben wird ist sicher – über das Wann müssen wir noch mal diskutieren.

BASCHA MIKA