Bitterste Armut und elegante Ladys auf Pariser Litfasssäulen

Theophile-Alexandre Steinlen brachte Krieg, Armut und Schokolade ins Bild. Und dennoch ist die Welt bestens gefügt. Denn zwei Wochen nach Ende der Ausstellung „Französische Plakatkunst um 1900“ in der Bremer Kunsthalle kann man im Landesmuseum Oldenburg einen gewichtigen Vertreter dieser Kunst des großen Formats und der leuchtenden Farben sehen. Eben jenen Steinlen, der zu den vielen Immigranten der Pariser Szene zählte. 1859 in Lausanne geboren, zog es ihn 1881 mitten ins Herz der Kunst. Eine zweite glückliche Fügung. Denn 1881 öffnete in Paris das Kabarett „Chat noir“, das sich bald zum Sammelbecken der Avantgarde – Maupassant, Zola, Toulouse-Lautrec etc. – entwickeln sollte, und Steinlen durfte dessen Wappentier, die Katze, entwerfen. Womit er – schwups – mittendrin war in einer Community, die in einzigartiger Weise Literatur, Malerei, Vergnügen und last but not least politisches Bewusstsein verquickte. Und Steinlen war der Politischste, also auch farblich der Düsterste, unter den Malern. Noch Käthe Kollwitz sollte sich später beeinflussen lassen von seinen Bildern über den Krieg. Steinlen illustrierte Romane wie den „Giles Blas“ oder Zolas „Paris“. Seine Bildergeschichten brachte er in nicht weniger als 20 Magazinen, Kunst- und Literaturzeitschriften unter. Und er entwarf Werbeplakate, affiche, für Buchneuerscheinungen, aber auch für Schokolade. Schon damals erhoffte sich die Kunst neue Anregungen durch die Gebrauchsgraphik. bk

Bis 17. Juni, Tel.: 0441-2207300