Shoppen statt tagen

Beim Medienkongress „Hamburger Dialog“ ging es auch um Profanes – um Putzen und Bügeln mit dem RTL-Shop

Jung, hip und einfach anders sollte der „Hamburger Dialog“ werden. Der Medienkongress fand am Montag und Dienstag zum dritten Mal statt, und damit er seinen Anspruch erfüllt, nannte man die Vorträge und Diskussionen „Panelbasierte Online-Forschung“ und zog keine Lehren, sondern saß in „Learnings“.

Im Eröffnungsgespräch des zweiten Kongresstages ging es um „Transaktionsfinanzierte Medien“ oder einfacher gesagt: Teleshopping. Andrew Gowers, Chefredakteur der Financial Times Deutschland, befragte Heinz Scheve, den Geschäftsführer des neuen Senders RTL Shop. Dieser weiß, dass man sich unter dem durchschnittlichen Teleshopper eine gelangweilte, ältere Hausfrau vorstellt, die beim Bügeln fern sieht und den erstbesten Modeschmuck bestellt. Doch von Gowers darauf angesprochen, hatte Scheve eine diplomatischere Formulierung parat: „Die Hauptzielgruppe sind die haushaltsführenden Frauen über dreißig.“ Der Anteil der unter 20-Jährigen bei den RTL-Shop-Kunden liege bei rund zwanzig Prozent.

Das sei natürlich nicht mit Halsketten und Gartenzwergen zu schaffen. Dafür müssten junge Angebote in die Kamera gehalten werden. Überhaupt sei beim Teleshopping die richtige Produktpalette das Wichtigste. „Wenn mir irgendwas schlaflose Nächte bereitet, dann das. Nicht die Konkurrenz“, sagte Scheve. Zu der gehören die Sender H.O.T. und QVC, die es schon seit vier Jahren gibt und die im vergangenen Jahr zusammen 850 Millionen Mark umgesetzt haben.

Ein wesentliches Problem des RTL Shop ist seine geringe Reichweite. Bislang nur über Astra-Satellit zu empfangen, hinkt er der Kabel-Konkurrenz deutlich hinterher. Um Präsenz zu zeigen, läuft jeden Morgen beim Mutterschiff RTL ein einstündiges Verkaufsfenster, moderiert von Marktschreier Harry Wijnvoord. Zudem hat Scheve sein Unternehmen für täglich drei Stunden beim Musiksender Onyx eingemietet.

Und wo führt das Teleshopping mal hin? „Wir denken über vieles nach“, sagt Scheve. „Finanzdienstleistungen wären ein Thema. Auch Immobilien und Reisen wären möglich.“ Aber vor einem schreckt auch der Chef des RTL-Kaufmannsladens zurück, dem liebsten Stück des Deutschen: „Ein Auto kann man nicht übers Fernsehen verkaufen. Das wollen die Leute noch anfassen.“ JAN FUHRHOP