Der Pelzzucht an den Kragen

Schleswig-Holstein will die Haltung von Pelztieren verbieten lassen. Kaufhauskette C&A nimmt nach Kritik von Tierschützern Pelze wieder aus dem Sortiment

KIEL/DÜSSELDORF taz ■ Pelztierhändlern und -züchtern bläst ein scharfer Wind entgegen. Während Schleswig-Holstein die Haltung von Pelztieren auf gesetzlichem Weg verbieten lassen will, verkündete das Textilunternehmen C&A nach Tierschützerprotesten den Rückzug aus dem Pelzgeschäft.

Der grüne schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller will zusammen mit der Berliner Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) prüfen, ob die Zucht von Nerzen, Füchsen und Wieseln zur Pelzgewinnung verboten werden kann. „Pelze sind Luxusgüter, die wir nicht mehr brauchen, um uns warm zu halten“, so Müller. Nach einem Treffen mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ bereitet Müller eine Bundesratsinitiative vor, um „die Pelztierzucht in absehbarer Zeit zu beenden“. Der Gesetzentwurf soll noch im Sommer vorgelegt werden: „Es muss aber noch geprüft werden, ob ein Verbot gegen das Eigentumsrecht oder das Recht auf freie Berufsausübung verstößt“, so Müller. Falls das der Fall ist, sollen die Anforderungen für die Haltung der Tiere stark verschärft werden, wie es bereits für Schleswig-Holstein geplant ist.

Derweil hat die Modekette C&A angekündigt, sich aus dem Verkauf von Pelzbekleidung zurückzuziehen. „Als konsequent kundenorientiertes Unternehmen reagieren wir damit auf die Wünsche unserer Kunden“, sagte Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes. Hintergrund für den Rückzieher dürfte die vor über einem Jahr gestartete Kampagne „Offensive gegen die Pelzindustrie“ sein, der sich bundesweit fünfzig Tierschutz- und Tierrechtsgruppen angeschlossen hatten. Seit Jahresbeginn 2000 protestierte das Aktionsbündnis mit E-Mail- und Postkartenaktionen, Demonstrationen, Go-ins, Dachbesetzungen und Buttersäureattacken gegen knapp dreißig Niederlassungen des Bekleidungskonzerns. In Hamburgs City standen die Tierrechtler mit ihren Transparenten „Pelzhandel = Todeshandel“ jeweils an den Wochenenden vor C&A in der Einkaufsmeile Mönckebergstraße.

Anlass für die Proteste bot die Entscheidung der C&A-Unternehmensführung vom Herbst 1998, wieder Pelzartikel in die Winterkollektion aufzunehmen. Im Gegensatz zu anderen Warenhäusern war C&A Deutschland bereits 1989 aus dem Pelzgeschäft ausgestiegen. Damals hatten autonome Tierschutzgruppen wie das „Kommando zornige Zobel“ seit Mitte der Achtzigerjahre in norddeutschen Städten zahlreiche Buttersäureanschläge auf Pelzabteilungen des Unternehmens verübt. „Der jetzt erzwungene Ausstieg von C&A aus dem Pelzgeschäft beweist, dass die Gesellschaft nicht bereit ist, Tierausbeutung in diesem Bereich weiter zu unterstützen“, kommentierte die Kampagnen-Sprecherin Melanie Bujok.

Noch bis vor kurzem verteidigte sich das Düsseldorfer Unternehmen mit dem Verweis auf die Einhaltung gesetzlicher Artenschutzbestimmungen. Für die Tierschützer war das kein Argument, denn wirksam geschützt sind nur wenige vom Aussterben bedrohte Pelztierarten. Die Tierschützer erinnern lieber an das „unsagbare Leiden“ der 50 Millionen Tiere, die jährlich weltweit in den Farmen für die blutige Mode ihr Leben lassen müssen. Nerze, deren Element eigentlich das Wasser ist, fristen ihr Dasein auf einer Käfigfläche von 0,27 Quadratmetern. Nach einer Leidenszeit von sieben Monaten – in Freiheit können Nerze ein Alter von zehn Jahren erreichen – erwartet die Tiere ein langsamer Tod durch die Giftspritze oder in einer Vergasungsbox. Tierrechtler haben nun angekündigt, im nächsten Winter gegen die Kaufhäuser Karstadt und Hertie zu protestieren, die weiter Pelze führen.

VOLKER STAHL