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: Geister, die wir riefen

■ Schlechte Tester-Noten für Bremer Geisteswissenschaftler im Uni-Ranking

Die Umorientierung der Bremer Uni hin zu technischen Studiengängen trägt Früchte. Allerdings sind sie nicht alle wohlschmeckend. Dies Fazit lässt sich aus dem jüngsten Hochschulranking ziehen, das die Illustrierte Stern gemeinsam mit dem Centrum für Hochschulentwicklung (CEH) erstellt hat.

Dafür wurden in diesem Jahr Studierende und ProfessorInnen ausschließlich aus geisteswissenschaftlichen Fächern befragt. Und siehe da, in den Fächern, die auf der Prioritätenliste der GründerInnen ganz oben standen, schneidet die ehemalige linke Kaderschmiede heute eher bescheiden ab. Noch vor einem Jahr gab es für die Uni-Leitung Grund zur Freude: Damals hatten die unabhängigen Tester, die von der Bertelsmann-Stiftung bezahlt werden, Spitzennoten nach Bremen vergeben. Allerdings wurden damals schwerpunktmäßig technisch-naturwissenschaftliche Fächer bewertet. Und da stand Bremen blendend da. Nirgends erreichte die Uni weniger als einen Mittelfeldplatz. In Elektrotechnik vergaben die Professoren eine Spitzennote, im Maschinenbau die Studierenden.

In diesem Jahr ist das nur noch schöne Erinnerung. Das nackte Grauen muss Abiturienten packen, die sich für ein Studium der Geschichte interessieren: Gleich in drei Kategorien finden sich die Bremer Historiker am unteren Ende der Rangfolge wieder. Genauer lässt sich das nicht sagen, denn aus Gründen der Seriosität vergeben die Gütersloher CEH-Tester keine Einzelplatzierungen – vielleicht zum Glück der Bremer Geschichtswissenschaftler. Dabei sind die womöglich gar nicht schuld: Wenn sie angehende Geschichtslehrer ausbilden, zeigen sie, dass sie auch anders können. Das Fach landet bei allen Kriterien immerhin auf einem Mittelplatz.

Ähnlich sieht es in der Germanistik aus: Nur bei der Zahl der Magister, die hinterher noch promovieren, reicht es für die Mitte, hinten liegen die Bremer Muttersprachler dagegen in der Bewertung der Professoren und der Studiendauer. Durchschnitt: 16,5 Semester! Selbes Fach, anderer Abschluss: Wer das Staatsexamen in Germanis-tik ablegt, genießt eine vorbildliche Studienorganisation. Das schlägt sich auch in der Bewertung der Studierenden nieder: Die Note 2,5 reicht für einen Platz in der Spitzengruppe. Der mittelmäßige Kontakt zum Lehrpersonal und die durchschnittliche Ausstattung tun der Freude keinen Abbruch.

„Not amused“ dürften die Bremer AnglistInnen sein: Schneiden sie bei der Ausstattung und im Urteil der Studierenden noch mittelprächtig ab, geht es in puncto Promotionen und Studiendauer (14,4 Semest-er) in den Keller. Das sehen auch die Professoren so – Prädikat: unterstes Level. Interessant ist das Ergebnis für das Fach Psychologie: Da sind die Bremer Spitze im Einwerben von Drittmitteln, aber Professoren und Studierende siedeln ihren Fachbereich unisono im unters-ten Segment an. Macht Geld doch nicht glücklich? Oder handelt es sich bei der Selbsteinschätzung um ein psychologisches Problem?

jank

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