schneller essen

Anfang der Achtziger noch präsentierte sich das Süßwarenangebot in deutschen Kiosken in einer großen Anzahl durchsichtiger Plastikbehälter, gefüllt mit Schnecken, Sauren Gurken und Weißen Mäusen. Die Auswahl war riesig, und da die Süßigkeiten nur fünf oder zehn Pfennig kosteten, konnte man schon für eine Mark eine schöne Auswahl nach Hause tragen. Inzwischen findet sich kaum noch ein Kiosk mit den schönen Vorratsbehältern, zudem wurde die Auswahl mit den Jahren immerkleiner. Inzwischen aber ist das Angebot an Süßwaren wieder rapide angestiegen: Nachdem zunächst Schokoriegel wie Mars und Milky-Way bescheiden in ihren Geschmacksrichtungen und Darreichungsformen ausdifferenziert wurden – Mars Mandel, Milky-Way Rolls – sieht man jetzt vermehrt neue Riegel. Der englische Schokoladenhersteller Cadbury zum Beispiel hat in diesem Jahr seine Kreation „Wunderbar“ für den Kontinent freigegeben – ein Gewinn. Die „peanut butter caramel experience“ gehört zu den radikalsten Experimenten auf Kakaobasis, die bisher verwirklicht wurden: Ein satter Erdnussgeschmack trifft in einer zarten Schokoladenhülle auf angenehm zähflüssiges Karamell. Der originelle Name und die farbenfrohe Verpackung mit typografisch stilsicher gestaltetem Aufdruck lassen zudem den Willen zur Differenzierung erkennen, der auf dem traditionell riegelfreundlichen Süßwarenmarkt Großbritanniens nahezu überlebenswichtig ist. Man darf hoffen, dass bald die gesamte, circa fünfzig verschiedene „chocolate bars“ umfassende Produktpalette von Cadbury in Deutschland ihre zweite Heimat findet. In einem Land, in dem die beiden größten Revolutionen im zuckerhaltigen Nahrungssektor bisher darin bestanden, Raider in Twix umzubenennen und dem Weingummi die künstlichen Farbstoffe zu entziehen, wäre das eine wünschenswerte Entwicklung.   KOLJA MENSING