Aus eins mach zwei

■ Statt 50 Meter Bahn nur noch 2 mal 25 Meter Bahn im Unibad / Die Ursache: Mobile Trennwand möchte nicht mehr mobil sein / Schwimmer im Wende-Fieber

Wände sind ja eigentlich ganz nützlich. Im Garten zum Beispiel. Da dienen sie als Sichtschutz vor Nachbars neugierigen Blicken. Oder in der Wohnung. Aus einem großen Raum macht die Wand zwei kleine Räume. Praktisch sind natürlich mobile Wände. Im Unibad gibt es so eine. Die läuft mit Kettengetriebe auf Edelstahlschienen. Bei Bedarf trennt sie Bremens einziges 50-Meter-Hallenbad in zwei 25-Meter Becken. So geschehen auch Mitte Februar.

Doch die Wand entwickelte ein Eigenleben – aus mobil wurde immobil. Aus praktisch wurde unpraktisch. Denn die Barriere steht seitdem wie ein Fels in der Brandung und lässt sich nicht mehr wegbewegen. „Wir haben eine Spezialfirma mit Tauchern beauftragt, aber die konnten den Fehler nicht finden“, sagt Cornelia Maywald vom Marketing der Bremer Bäder. Zur genaueren Untersuchung müsse das Wasser abgelassen werden. Das sei aber momentan zu kostenaufwendig. Denn: „Zum einen hätten wir für die Reparaturzeit von rund sechs Wochen Einnahmeausfälle, zum anderen müssten wir das Becken ja auch wieder mit teurem Trinkwasser füllen.“ Ungefähr 3.000 Kubikmeter bedürfe es für ein Vollbad, bei einem Kubikmeterpreis von rund 7,50 Mark, so Hans-Joachim Orlok vom technischen Betrieb der Uni. „Da warten wir lieber bis zur Sommerpause Mitte Juli, da wird das Wasser eh gewechselt.“

Bis dahin: Diversion statt Fusion – es bleibt getrennt, was eigentlich zusammengehört. Was in der Wirtschaft schon lange out ist, stößt auch bei den Badegästen auf Unmut. „Ich bin extra wegen der 50-Meter-Bahn aus der Neustadt hierhergekommen“, beschwert sich Besucher Matthias. Regelmäßig schwimmt er seine 2.000 Meter. „Statt 40 Runden muß ich nun 80 Runden drehen – da ist doch der Wurm drin.“ Drehwurm hin oder her, sein Fazit lautet: „Nächstesmal spar ich mir den Weg.“

Cornelia Maywald kann jedoch generell keinen Einnahmerückgang in der Kasse feststellen. Wohl spricht sie von „qualitativen Verlusten“. Zwei Wettkämpfe hätten schon abgesagt werden müssen. „Ärgerlich ist das, aber wir können ja auch nicht zaubern.“

Fazit:

Wände sind vielleicht doch nicht so nützlich. Beschränkungen verkleinern ja bekanntlich den Horizont, auch wenn es laut Udo Lindenberg „Hinter'm Horizont“weitergeht – aber eben nur 25 Meter.

Sörre Wieck