Mein Freund, der Revolutionär

In „Lieber Fidel“ (Mo., 21.45 Uhr, ARD) erzählt Fidel Castros Exgeliebte ihre Geschichte

„Unrealistisch“ hätte vermutlich das Urteil geheißen, wäre dies ein Stück Fiktion: Das Leben der Marita Ilona Lorenz. Grimme-Preisträger Wilfried Huismann begleitet die 62-Jährige auf dem Weg durch die Vergangenheit und zu ihrer großen Liebe – Fidel Castro. Herausgekommen ist ein spannender Film, der in ruhigen Bildern eine gewaltige Geschichte erzählt. Sie liebe Castro noch immer, sagt Lorenz. Aber auch: „Er hat mein ganzes Leben versaut.“

Mit 19 begleitet Lorenz ihren Vater nach Kuba, lernt den Revolutionsführer kennen und lieben. Castros ehemaliger Adjutant erinnert sich: „So wie’s aussah, war das Mädchen vom Krieger beeindruckt, und der Krieger vom Mädchen.“ Das lebt heute in New York von Sozialhilfe, krank, von Medikamenten aufgedunsen. Lorenz schildert, wie die CIA sie nach der Affäre ansprach – ihr gefährliches, trauriges und widersprüchliches zweites Leben begann. Für die CIA sollte sie Castro töten, die Giftpillen spülte sie aber im Bidet runter.

Lorenz erzählt mal amüsiert, mal gereizt. Als Huismann sie fragt, ob sie während ihrer CIA-Zeit Menschen getötet hat, antwortet sie: „Nur, wenn es den Befehl gab.“ Ihre Liebe hat sie nie vergessen. „Er lebt nur noch, weil ich es ihm damals erlaubt habe“, sagt sie am Ende traurig.

JAN FUHRHOP