Polizei bricht den Totspritzern eine Bahn

In den von Maul- und Klauenseuche befallenen Gebieten Hollands wird die präventive Vernichtung von Vieh mühsam

BERLIN taz ■ Die Anspannung in den von der Maul- und Klauenseuche befallenen Gebieten Hollands nimmt zu. Mit Wasserkanonen, Räumgeräten und Hunden sind Spezialeinheiten der Polizei gestern im holländischen Kootwijkerbroek bei Apeldoorn gegen Blockierer vorgegangen, die staatliche Veterinäre an der Tötung von Vieh hindern wollen.

Etwa 150 meist jugendliche Demonstranten hatten in der Nacht zu Montag an den Zufahrtsstraßen zum Ort Traktoren und Anhänger quergestellt. Ausgerüstet mit Knüppeln und Transparenten mit Slogans wie „Wir wollen auch leben“, stellten sie sich bei Tagesanbruch den mehreren hundert Polizisten entgegen, die den Auftrag hatten, den Weg zu den Höfen freizumachen. Feldwege und kleinere Straßen waren mit Bretterzäunen und Sandwällen abgeschlossen. Etwa vierzig Bauern behinderten auf einer nahen Landstraße mit Traktoren und Landmaschinen den Berufsverkehr. Ein Demonstrant, der einen Baum umgesägt und auf die Straße gelenkt hatte, wurde von der Polizei abgeführt.

Auf insgesamt 197 Höfen in der Region zwischen Barneveld und Apeldoorn müssen in den nächsten Wochen rund 70.000 Tiere totgespritzt werden, um eine Weiterverbreitung der Seuche zu vermeiden. Davon sollten zehn Bauernbetriebe schon am Samstag „geräumt“ werden. Durch die Blockaden war das bei nur vier der Höfe gelungen. Veterinäre wurden bedroht, ihre Fahrzeuge mit Steinen beworfen, in Brand gesteckt und in einen Bewässerungskanal geschoben. Am Abend kam es durch das Anrücken der Polizei-Sondereinheiten zu Straßenschlachten in und in der Nähe von Kootwijkerbroek.

Gestern Früh nun wollten die Veterinäre ihre „präventiven Impfungen“ unter dem Schutz der Polizei fortsetzen. Ein Polizeisprecher meinte, er wisse auch nicht, ob die Räumungen in Kootwijkerbroek noch am selben Tag stattfinden könnten. „Ich kann nur hoffen, dass wir keine Gewalt anwenden müssen.“

Die Atmosphäre an den Absperrungen war gestern von Anfang an grimmig. Die Demonstranten warfen, verschanzt hinter ihren Barrieren, mit Steinen auf die anrückenden Polizisten. „Wir wenden Gewalt an, wenn sie sich nicht zurückziehen“, forderte die Einsatzleitung die Blockierer per Megafon auf, ihre Aktion zu beenden. Bis zum Nachmittag nahm die Polizei 13 Demonstranten fest. Auf zwei Höfen in Kootwijkerbroek wurden die Räumungen wieder aufgenommen.

HENK RAIJER