Pin-Ups im Portal

BERLIN taz ■ Innovativ klingt der Name des neuen Unternehmens ja nicht: „Bild.de/T-Online AG“. Der Herausgeber des größten Boulevardblattes Deutschlands gründet mit dem größten Internetprovider Deutschlands eine Tochtergesellschaft. Sie soll vor allem eines produzieren: Inhalte.

Auf dem Portal von T-Online werden voraussichtlich noch dieses Jahr neben Texten und Fotos aus Bild-Online „aufwendige Formate mit starkem Entertainment-Charakter“ anzuklicken sein, versprach gestern der Vorsitzende der T-Online AG Thomas Holtrop in Berlin. Und zwar rein personell mit augenscheinlich sehr starkem Charakter: Immerhin eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern wolle man beschäftigen.

Was diese dann konkret ins Netz stellen, verriet Holtrop nicht. Bild.de erfreute die Internetgemeinde gestern dafür in gewohnter Miezen-Manier mit dem Nacktvideo von Dieter Bohlens neuer Freundin. Gibt’s bei T-Online also ebenfalls bald Pin-Ups im Portal? „Das fragen wir uns auch“, so eine Sprecherin.

Telekom-Chef Ron Sommer scheint nicht zu fürchten, dass eine Kooperation mit der Boulevardzeitung am seriösen Image seiner Internettochter kratzt: „Die Premium-Marken werden ein gemeinsames Angebot produzieren, das sich durch Premium-Qualität auszeichnen wird.“

Für T-Online bedeutet die Kooperation eine große Chance. Denn achtzig Prozent der Bild-Leser sind noch nicht im Netz. Mittelfristig könnte das neue Unternehmen auch Inhalte für das mobile Internet von T-Mobil produzieren. Schon vor zwei Wochen war T-Online eine Kooperation mit der heute-Redaktion des ZDF eingegangen. „Weitere Kooperationen mit starken Partnern im Special-Interest-Bereich sind möglich“, sagte T-Online-Chef Holtropp. Der gestern verkündeten Partnerschaft muss allerdings noch das Kartellamt zustimmen.

Zu geschäftlichen Hintergründen der Kooperation äußerte sich Thomas Döpfner, Vorsitzender des Axel-Springer-Verlages, gestern gewohnt zurückhaltend. Wie viel Kapital beide Häuser in ihr neues Unternehmen stecken, war nicht zu erfahren. T-Online soll 37 Prozent der Gesellschaft halten, der Springer-Verlag den Rest. Unbeantwortet blieb auch die Frage, ob sämtliche Inhalte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Man wolle ein Massenportal aufziehen und „nicht an den falschen Stellen nach Geld fragen“. RALF GEISSLER