Keine vernünftige Frage

■ Der frisch Grammy-prämierte Lederjackenmann Dave Alvin unterstützte im Moments die original-taz-gender-Forschung

Um nach den „women in (e)motion“ die gesetzlich geforderte Männerquote zu erzielen, ließ Radio Bremen 2 den Folkmann Dave Alvin in Bremen einreiten. Und am 2. April wird der Redneck Sony Landreth im Moments seinen sicherlich grandiosen slide-guitar-Schamanismus betreiben. Zu Dave Alvin ist zu sagen, dass er Traditionspflege betreibt und auf seiner neusten CD vergessene Bluessongs aus runtergekommen Plattenläden vom Ende der Welt neu eingespielt hat, dass er eine richtig satte, dunkle, melancholiedurchtränkte Stimme hat, die klingt, als würde er täglich ein paar Handvoll Prärieerde fressen; und dass man als Nicht-Folk-Spezialist trotz aller Qualitäten Alvins nicht recht begreift, warum die Grammy-Jury ihn gleich zum weltallerbesten Folkisten ausgerufen hat.

Nach den vielen verquasselten, herumalbernden Frauen in den letzten Tagen fiel Alvins Schweigsamkeit auf – und die schwer hängenden Mundwinkel der Musiker, mit Ausnahme des Bassisten. Stellt sich die Frage, ob diese Mundwinkel der Grund dafür sind, dass im Publikum der Männeranteil noch beträchtlich höher war als bei Konzerten der Böhsen Onkelz.

Als investigative Zeitung sammelten wir Stimmen dazu. Frau: „Diese Frage stelle ich mir auch schon die ganze Zeit. Ich glaube das liegt an den verbissenen Texten. Dauernd geht es um Eifersucht, abkackende Liebe und so Zeug.“ Mann: „Nö. Aus den Texten hole ich mir nur ein paar Wörter raus und daraus fantasiere ich mir meine eigene Geschichte zusammen.“ Mann, verbittert: „Wir Männer werden von dieser Gesellschaft benutzt als Polizisten oder um Alimente zu bezahlen. Dann geht man eben abends auf solche Konzerte.“ taz an Frau: „Ist das etwa ihr Mann?“ Frau an taz: „Um Gottes Willen.“

Frau: „Dieselbe Frage wie: Warum lieben Männer Western? Wahrscheinlich, weil sie sich wie einsame Cowboys fühlen, wenn sie morgens zum Job gehen.“ Mann: „Ja, komisch, nicht wahr. Ich weiß aber auch nicht, warum Frauen nicht so sehr auf diese Musik stehen.“ Mann: „Diese Könnerschaft auf der Gitarre, vielleicht gefällt das Männern besser.“

Gutaussehende junge Jungs an der Kasse: „Echt, sind da mehr Männer da? Keine Ahnung warum.“ Radio-Bremen-Frau, genervt: „Ich möchte jetzt lieber in Ruhe zuhören.“ Radio-Bremen-Mann im Ü-Wagen, genervt: „Ich mache hier meine Arbeit. Wenn du eine vernünftige Frage hast, bitte gerne, ansonsten lass mich in Ruhe.“ Auch zwei anwesende praktizierende PsychologInnen - taz-Abonennten, außerordentlich sympathisch, natürlich - wussten das mysteriöse Phänomen nicht mit absoluter Sicherheit zu klären. bk