Respektierter Reformer

Kroatiens Präsident Stipe Mesić ist als Vermittler zwischen Makedoniern und Albaniern im Gespräch

Modische Stoppelhaare, ein reifes Gesicht, Stipe Mesić ist für viele eine sympathische Erscheinung. Dass der 1937 geborene kroatische Präsident jetzt als Vermittler im makedonischen Konflikt ins Gespräch gebracht wird, ist kein Zufall. Beide Seiten, Albaner und Makedonier, haben Vertrauen zu ihm. Mesić ist der einzige Politiker auf dem Balkan, der überall Respekt genießt. Der mit einer Serbin verheiratete Kroate war 1991 der letzte Vorsitzende des jugoslawischen Staatspräsidiums, also der letzte Präsident Jugoslawiens. Auch das erklärt seine Sonderstellung bei der Bevölkerung.

Mehr aber noch seine politische Haltung. Der gelernte Jurist gilt als ein liberaler Reformer, der gegenüber der eigenen Gesellschaft kein Blatt vor den Mund nimmt, selbst wenn es schmerzt. So war er es, der in den letzten Monaten gegen große innenpolitische Widerstände für die Auslieferung mutmaßlicher kroatischer Kriegsverbrecher an das Tribunal in Den Haag geworben hat.

Im Januar 2000 als Außenseiter ins kroatische Präsidentschaftsrennen gegangen, überraschte er selbst seine Freunde. Mit seinem Wahlsieg verband sich die Hoffnung, dass es mit der neuen Regierung unter Führung der Sozialdemokraten gelingen könnte, die durch seinen Vorgänger Franjo Tudjman verschuldete Isolierung Kroatiens zu überwinden. Der Name Mesić steht sowohl für die Demokratisierung des Landes wie die Öffnung nach Europa, für Menschenrechte und die Rückkehr zu zivilen Verhältnissen.

In seiner Amtszeit hat er versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Für ihn spricht, dass er sich dafür einsetzte, die Macht des Präsidenten zugunsten des Parlaments zu beschränken. Der 1970 wegen oppositioneller Aktivitäten zu einem Jahr Gefängnis verurteilte Mesić wurde Mitbegründer der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) und nach deren Sieg bei den ersten Mehrparteienwahlen 1990 Premierminister Kroatiens. Er zögerte nicht, Kroatien nach dem serbischen Angriff 1991 zu verteidigen. 1994 überwarf er sich mit Tudjman, weil dieser seinerseits in Koordination mit Milošević seit 1993 einen Angriffskrieg in Bosnien und Herzegowina geführt hatte. Er wurde fortan zu einem der Hauptkritiker des Tudjman-Regimes.

Als Präsident Kroatiens ist er letztendlich verantwortlich für die Außenpolitik. Während sich Tudjman vom „Balkan“ absetzen wollte, bemüht sich Mesić, die zerrissenen Fäden zu den demokratischen Kräften in Exjugoslawien wieder zu knüpfen, ohne „ein neues Jugoslawien“ anzustreben. ERICH RATHFELDER