Ver.di mit Superlativen am Start

Eine „klare Sprache“ in Zeiten der Globalisierung will die weltgrößte Gewerkschaft finden. Heute Gründungskongress

BERLIN afp/taz ■ Ab heute konstituiert sich die größte Gewerkschaft der Welt. Bis Mittwoch dauert der Gründungskongress von Ver.di. Die neue Dienstleistungsgewerkschaft wird etwa drei Millionen Mitglieder zählen. Am Wochenende hatten sich dafür die fünf Einzelgewerkschaften HBV, ÖTV, DPG, IG Medien und DAG aufgelöst, nun wollen sie miteinander verschmelzen.

Unbequem will Ver.di sein und der Regierung Dampf machen, zum Beispiel beim Bündnis für Arbeit. Vor der Gesprächsrunde beim Kanzler wolle man eine „materielle Bilanz und politische Bewertung“ des bereits Erreichten einfordern, verlangte die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in ihrem letzten Beschluss. Die Arbeitsmarktzahlen seien unbefriedigend, insgesamt habe die Bundesregierung nur eine „magere Bilanz“ vorgelegt, bemängelte ÖTV-Chef Frank Bsirske, aller Voraussicht nach ab morgen neuer Ver.di-Vorsitzender. Bsirske will nicht nur eine „klare Sprache“ sprechen, sondern auch im Namen von Ver.di eigene Vorstellungen „klar präsentieren“.

Handlungsfreudig zeigte sich auch der scheidende Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche. Er hält „politische Einmischung“ für geboten. Dies gelte erst recht angesichts des Rückzugs der Politik, weil angeblich in Zeiten der Globalisierung eine soziale Reformpolitik nicht möglich sei. An Superlativen mangelte es nicht: „Historisch einmalig“, „Jahrhundertwerk“. Eines aber stimmt: Noch nie zuvor banden sich Gewerkschaften gleichberechtigt zu einem neuen Gebilde zusammen. ROGA

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