Wau! Wau!

Der letzte Schrei der Hundeliebe heißt Hundebäckerei, kommt aus den USA und bietet fürs Getier allerlei Leckereien bis hin zur Hochzeitstorte an. Unsere Autorin hat den Geschmackstest gemacht

von LISA SANDBERG

Auf den ersten Blick sehen sie wie eine ganz normale Bäckerei mit ganz normalen Backwaren aus. Aber Namen wie „Gormutt Bakery“ (mutt = Köter; Anspielung auf „Gourmet“) oder „Bone Appetit“ (bone = Knochen) und Hochzeitstorten, verziert mit Hundebraut und Hundebräutigam, lassen doch recht schnell erkennen, dass sich diese zur Zeit äußerst gefragten amerikanischen Bäckereien mit ihrem Angebot nicht an die Menschheit richten, sondern an deren beste Freunde – Hunde.

„Wir sind mehr als nur eine einfache Bäckerei“, sagt Mark Beckloff. „Hunde sind unsere absolute Leidenschaft.“ Beckloff ist Mitbegründer der landesweit größten Hundebäckereienkette. Ihr Name: „Three Dog Bakery“. Die Kundschaft rennt Beckloffs Filialen im wahrsten Sinne des Wortes die Türe ein. „Wir sind für die Hunde da“, sagt der smarte Unternehmer, „egal, ob es um ihr letztes Festmahl vor der Einschläferung geht, um eine Hochzeitstorte für ihre „bow-vows“ (bow-wow = Wau-Wau; vow = der gegenseitige Treueschwur eines Hochzeitpaares) oder ob etwas anderes gewünscht wird“.

Tatsächlich könnte man den Hund als solchen kaum ernster nehmen. Jeder von Beckloffs Läden ist mit mexikanischen Fliesen – wahrscheinlich für die unvorhersehbaren „Unfälle“ – ausgelegt und mit Glasvitrinen, Caféhausstühlen und Sesseln für die menschliche Begleitung bestückt, sowie mit roten Hydranten – die allerdings nur zur Dekoration. Einige Filialen haben gar Partyräume für den Hundegeburtstag, für die Welpenparty oder für „bark mitzvahs“ (Anspielung auf die Bar-Mizwa, das jüdische Fest zur Religionsmündigkeit; bark = bellen).

Ausgebildete Konditormeister kreieren Delikatessen wie „Pup Cakes“ („Welpen-Kuchen“), „Pet-It Fours“ (eigentlich petits fours = Zuckerbackwerk; pet = Haustier), „Beagle Bagels“ und auf den jeweiligen Anlass zugeschnittene Kuchen ab 45 Dollar. Bis hin zur mehrstufigen Hochzeitstorte, die mit Zuckerguss und Hundekuchen dekoriert ist und für stolze 350 Dollar zu haben ist. Die Backwaren können direkt bei den Bäckereien erworben oder aber per „dog-a-log“ – nicht zu verwechseln mit einem „cat-alogue“ – geordert werden. „Three Dog Bakery“ stellt außerdem für die Supermarktkette Target Backwaren unter der eigenen Marke „Boots and Barkley“ her und hat erst kürzlich eine vierjährige Geschäftsbeziehung zu der Einzelhandelskette Pet Smart abgeschlossen.

Verführerisch sehen die Leckereien ja vielleicht aus, aber sind sie auch für den Menschen genießbar? Stolz verweist Beckloff auf Oprah Winfrey, die 1996 diese Frage zumindest hinsichtlich der von seinem Unternehmen hergestellten „Pooch Pretzel“ (pooch = Hündchen) bejaht hat. In ihrer landesweiten Fernsehsendung erklärte sie, dass die Pooch Pretzel „besser schmecke als jede fettarme Brezel“. In den darauf folgenden Jahren wuchs Beckloffs Firma von ursprünglich einer Filiale auf inzwischen 33 Filialen an. Im Kochkanal gibt es eine eigene Hundekochshow, ein Hundekochbuch wurde bereits sechzigtausend Mal verkauft.

Auch ich selbst habe einen Geschmackstest gemacht. Das Ergebnis war durchwachsen. Die nach Zimt schmeckenden „Terrier Twists“ waren mir zu hart und trocken, dafür sagte mir der scharfe Geschmack der „Cio Wow Cheese Pizza“ zu.

„Die Süßigkeiten sind ausschließlich mit natürlichen Zutaten zubereitet“, preist Sean Sheehan die hündischen Leckereien an, „aber da weder Salz noch Zucker hinzugefügt werden, schmecken sie den Menschen etwas fade.“ Sheehan ist Leiter einer „Three Dog Bakery“-Filiale im Einkaufsviertel von Haddonfield in New Jersey. Die Gegend strotzt vor Wohlstand, Tierhaltern und preisgekrönten Hündchen.

„Ich kaufe hier ungefähr einmal pro Woche ein“, sagt Tanya Petrovich, die in Sheehans Geschäft mit einem Deutschen Schäferhund und einem Labrador im Schlepptau hereinspaziert. „Mittlerweile erkennen die Hunde die Einkaufstüten des Geschäfts und sind den Erdnussbutterknochen regelrecht verfallen.“ Erdnussbutter ist bei der „Three Dog Bakery“-Kette die beliebteste Geschmacksrichtung bei Hunden, die etwa maulgroßen „Jump’N Sit Bits“ sind der Verkaufsschlager, gleich neben den „Great Big Bones“, Biscuits, die in die Frucht des Johannisbrotbaumes getaucht sind, das Stück zu zwei Dollar.

Zu Beginn von Beckloffs großem Hundegeschäft stand eine Art Märchen. Die Hauptrolle spielen natürlich drei Hunde: Dottie, Sarah und Gracie, die von Beckloff und seinem Partner Dan Dye gerettet wurden. Weil in herkömmlichem Hundefutter zumeist auch Chemikalien enthalten sind, entschloss sich das Paar kurzerhand, das Futter für ihre magenkranke Dogge Gracie selbst herzustellen.

Ihre Hundeliebe hält nun schon zehn Jahre seit der Eröffnung ihres ersten Geschäfts in Kansas City, Missouri, an. „Wir sehen uns gerne als die Pioniere der Hundewelt an“, sagt Beckloff, der ein Prozent der Unternehmensgewinne an die firmeneigene „Gracie-Stiftung“ für missbrauchte, vernachlässigte und ausgesetzte Hunde abführt.

Katzenliebhaber: Aufgepasst! Obwohl das Unternehmen tierfreundlich ist – auch Katzen dürfen in den Laden –, mangelt es offensichtlich an Waren für die Katz’. Das einzige erhältliche Katzenfutter heißt „We Pity the Kitty“: Wir haben Erbarmen mit der Katze. „Wenn die Wissenschaft so weit ist, eine Vierzig-Kilo-Katze zu erfinden“, sagt Beckloff, „dann werden wir auch mehr Leckereien für Katzen haben“.

Übersetzung: ABIGAIL WEBER LISA SANDBERG, lebt als freie Journalistin in New Jersey, USA. Einen Hund besaß sie nie