Castros ewiger Jäger

Der Exilkubaner Luis Posada Carriles wird jetzt doch nicht an Havanna ausgeliefert

von TONI KEPPELER

Es ist, als solle diese Geschichte nie zu Ende gehen. Seit 40 Jahren macht der Exilkubaner und ehemalige Agent des US-Geheimdienstes CIA, Luis Posada Carriles, Jagd auf Fidel Castro. Nie hat er ihn erwischt. Aber immer ist es ihm gelungen, selbst ganz knapp den Fängen des kubanischen Geheimdienstes zu entgegehen. Jetzt schien sein Schicksal besiegelt. Im November vergangenen Jahres wurde er am Rand des iberoamerikanischen Präsidentengipfels in Panama-Stadt verhaftet. Er soll dort ein Bombenattentat auf Castro vorbereitet haben. Am Dienstag aber sagte Panamas Präsidentin Mireya Moscoso: Posada Carriles wird nicht nach Kuba ausgeliefert.

Die Polizei von Panama war des Castro-Gegners habhaft geworden, weil der kubanische Geheimdienst die Vorarbeit geleistet hatte. Agenten aus Havanna hatten ausbaldowert, in welchem Hotel sich Posada Carriles unter welchem Namen eingecheckt hatte, wo der Sprengstoff versteckt war und wo, so der Plan, Fidel an der Nationalen Universität bei seiner Rede vor Studenten in die Luft gesprengt werden sollte.

Kaum saß Posada Carriles in Haft, beantragte Kuba seine Auslieferung. Die Regierung in Havanna versprach sogar, von der dort auf Terrorismus stehenden Todesstrafe abzusehen. Genau mit diesem Argument verweigerte Moscoso jetzt die Auslieferung. Für die Delikte, derer Posada Carriles in Kuba beschuldigt werde, könne er vor ein Erschießungskommando gestellt werden. Panama aber lehne die Todesstrafe ab. Allerdings: Der Castro-Gegner müsse sich in Panama für die dort begangenen Straftaten verantworten.

Das freilich ist nicht viel: Für die Einreise mit einem falschen Pass kann er allenfalls ausgewiesen werden – was ihm sicher recht wäre. Ob die restlichen Indizien für eine Verurteilung wegen eines geplanten Attentats ausreichen, ist fraglich. Es tut sich also wieder ein Schlupfloch auf.

Allerdings hat auch Venezuela die Auslieferung von Posada Carriles verlangt. Dort wird er für ein Attentat auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug im Jahr 1976 verantwortlich gemacht, bei dem 73 Menschen getötet wurden. Er wurde dafür zwar verhaftet, konnte aber später unter dubiosen Umständen aus dem Gefängnis fliehen. 1998 hatte er eine Serie von Bombenanschlägen auf Hotels in Havanna organisiert, bei der ein italienischer Geschäftsmann getötet worden war. Dazwischen lagen eine ganze Reihe von gescheiterten Versuchen, Fidel persönlich umzulegen.