Vier Freunde, kleines Wunder

■ Euphorisierender Emo-Core aus Hannover: Sometree im Vorprogramm von Juno am Mittwoch im Hafenklang

Gute Musik berührt einen so sehr, dass sie die Stimmung, in der man sich gerade befindet, verstärkt. Beim Konzert der Hannoveraner Emo-Coreler Sometree in der Roten Flora im vergangenen Herbst fand genau das statt: Die bereits gute Stimmung wurde euphorisch, und danach waren sich alle Anwesenden einig, endlich mal wieder etwas GROSSES gesehen zu haben.

Sometree sind vier Endzwanziger, die in diesen Tagen ihr zweites Album veröffentlichen, Sold Heart to the One, ein zart-brachiales, melancholisches, getriebenes Werk. Es frisst sich einem bereits beim ersten Hören so sehr in die Innereien, dass es öfter gehört werden muss. Und natürlich muss diese Band live gesehen werden, denn die vier Freunde schaffen ein kleines Wunder. Der Sänger kommt auf die Bühne, stöpselt seine Gitarre ein, stellt sich ans Mikrofon und läuft zur Höchstform auf: Er explodiert förmlich am Publikum. Die drei anderen passen genau dazu: Der zweite Gitarrist gefällt sich in wirrsten Verrenkungen, der Bassist dudelt ohne mit der Wimper zu zucken die kompliziertesten Läufe, und der Schlagzeuger spielt auf minimalstem Equipment wie ein manischer Sportler, der nie ans Ziel kommt, ohne Ende schuftet und dabei glücklich ist.

Manchmal reicht es, eine Band ein einziges Mal zu sehen, um ihr vollends zu verfallen. Zwei Male brauchte Marc Helfers, Filmstudent aus Hannover, der beschloss, Sometree bei ihrem letzten Studioaufenthalt zu filmen. Herausgekommen ist ein unterhaltsames, stellenweise ergreifendes Dokument. Auch einen Videoclip hat Helfers schon für die Band gedreht: der Sänger (ganz in schwarz wirkt er ein wenig wie Forrest Ghost Dog Whittaker) inmitten schreiend bunter und verrückt aussehender EisschwimmerInnen. Ein wahres Fest für die Augen, das hoffentlich bald auf einem der üblichen Musiksender zu sehen sein wird. Zurzeit spielen sich Sometree gerade warm für eine 5-wöchige Ochsentour im Sommer. Deshalb schauen sie am Donnerstag als Supportband der amerikanischen Emo-Coreler Juno vorbei. Auf jeden Fall hingehen und einfach geschehen lassen, was passiert: Es kann nur gut sein.

Barbara Schulz

mit Juno: Donnerstag, 21 Uhr, Hafenklang