gefahr uranmunition
: Klaus Töpfer ohne Rückgrat

„Töpfer wäscht weißer!“ So nett der Spruch ist, der gestern nach der Pressekonferenz mit dem obersten Umweltbeamten der UNO unter Journalisten zirkulierte – er trifft die Lage nicht. Ohne Frage ist es ganz wesentlich Klaus Töpfer zu verdanken, dass die UNO trotz zunächst hinhaltendem Widerstand der Nato schließlich eine – wenn auch sehr begrenzte – Untersuchung über die Folgen des Einsatzes von angereicherter Uranmunition (DU) im Kosovo durchführen konnte. Und der gestern vorgelegte Bericht ist ein erster wichtiger Schritt. Allerdings kann der nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit sein. Denn der Bericht lässt zu viele wichtige Fragen offen – und enthält eine Reihe noch zu klärender Widersprüche.

Kommentarvon ANDREAS ZUMACH

Dass sich Töpfer in dieser Situation nicht zu einer klaren Empfehlung für ein Verbot durchringen konnte oder wenigstens ein Moratorium des Gebrauchs von DU-Munition verlangte, hat verständlicherweise Zweifel an seinem politischen Rückgrat geschürt. Die Gesundheitsuntersuchung zumindest von Risikogruppen in Jugoslawien wie auch in Bosnien steht weiterhin aus. Dass Töpfer diese Aufgabe an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verweist und ständig die angeblich „hervorragende“ Kooperation zwischen Unep und WHO beim Thema Uranmunition betont, stößt bei kundigen Beobachtern zu Recht auf ein müdes Lächeln.

Wie bereits seit dem Golfkrieg von 1991 tun die WHO und ihre Generalsekretärin Brundlandt weiterhin alles, um das Problem Uranmunition herunterzuspielen und sich ihrer Verantwortung für die Klärung gesundheitlicher Folgen zu entziehen. Auch deswegen hat der Verzicht Töpfers auf die ausdrückliche Empfehlung für eine Untersuchung im Irak sowie die Verschiebung dieser Frage auf weitere Erörterungen mit der WHO das Vertrauen in die Standfestigkeit des Unep-Direktors nicht gerade gestärkt. Ob er beim Thema DU-Munition weiter am Ball bleibt, hängt aber auch wesentlich von der politischen wie der materiellen Unterstützung ab, die er künftig von der rot-grünen Regierung seines Heimatlandes und von den anderen Nato-Regierungen erhält. Die bisherigen Erfahrungen sind nicht ermutigend. Bislang wurden die Kosten für die Untersuchung der möglicherweise von Nato-Staaten verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden der Schweiz überlassen und die von der Unep seit vielen Monaten dringend empfohlenen Vorsorgemaßnahmen im Kosovo kaum umgesetzt.