Frauen statt Inder
: Harte Fächer aufweichen

■ Bremer Hochschulen bauen Förderung von Frauen in technischen Fächern aus

Bildungssenator Willi Lemke (SPD) will „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“: Unter dem Motto „Werben und fördern“ will er den Frauenanteil in den naturwissenschaftlich-technischen Studienfächern erhöhen – mit dem erhofften Nebeneffekt, dass die Aktion auch mehr Männer an die Unis lockt. Bes-tenfalls würde sich die katastrophale Nachwuchssituation in der Computer-Branche entspannen. Das ist Lemke in drei Jahren zwei Millionen Mark aus dem Hochschul- und Wissenschaftsprogramm wert.

Auf der Basis von Forschungen über spezifisch weibliche Schwierigkeiten in klassischen Männerdomänen will der Bildungssenator handeln. Während Frauen an deutschen Unis 35 Prozent der Studierenden ausmachen, liegt ihr Anteil in den meisten „harten“ Fächern weit unter 15 Prozent. An der Hochschule Bremerhaven ist zurzeit sogar keine einzige Verfahrenstechnikerin eingeschrieben. Hier sollen „monoedukative“ Einführungskurse helfen: Ganz unter sich erwerben Frauen nicht nur Fachwissen, sondern auch Selbstbewusstsein. Denn die wenigen Studentinnen erfahren von ihren Kommilitonen „höchs-te Aufmerksamkeit“ – oft an der Grenze zur „Geschlechtsstigmatisierung“, wie Bremens Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe als Moderatorin des Programms weiß. Neben Beratungen am neuen Uni-Kompetenzzentrum „Frauen in Informatik und Ingenieurwissenschaften“ wird auch ein Studentinnen-Netzwerk gefördert.

Damit Frauen den Weg ins Seminar wagen, ist eine Imageänderung notwendig. Zur Studienreform gehören interdisziplinäre Ansätze sowie eine Auflo-ckerung des Klimas, mit der „Botschaft, dass Frauen in diese Fächer gehören“, so Informatik-Professor Hans-Jörg Kreowski.

Teil des bundesweit einmaligen Projekts ist deshalb der Blick über den universitären Tellerrand: Bereits in der Schule müssen unterstützende Förderungen einsetzen, um Mädchen für Computer und Naturwissenschaften zu begeistern. Bremerhaven geht mit gutem Beispiel voran: Schülerinnen können Praxis in den Hochschul-Labors erleben. Auch Wirtschafts- und Industriekontakte sollen intensiviert werden. Der Karriereentwicklungsplan der Hochschule Bremen hilft beim Einstieg ins Berufsleben. db