Mit dem Milky-way express...

■ ... kommen aus der ganzen Welt wieder die „Women in (E)motion“ auf die Bremer Konzertbühnen

Und wie immer bietet das renommierte Festival abwechslungsreiche und überraschende Klänge, faszinierende Musikerinnen sowie ein weites stilistisches Spektrum. Dabei liegt der Schwerpunkt dieses Jahr im Bereich Folk/Ethno. Der musikalische Bogen spannt sich von den elegischen Folksongs der norwegischen Sängerin Kari Bremnes über die humoristisch aufbereiteten Legenden des finnischen Nationalepos Kalevala durch das A-Capella-Trio Kullervon Kosto über die Wayne Shorter-Hommage der US-amerikanischen Pianistin Rachel Z, den bezaubernden Ghazal-Gesang der indo-kanadischen Sängerin und Tambura-Spielerin Kiran Ahluwalia und den Taiko-New Wave des Trios Loud bis zu den traditionellen Chants der Kanenhi:io Singers, fünf Mohawk-Indianerinnen aus Ontario. Viele der Auftritte sind Deutschland- bzw. Europa-Debüts. So bleibt es zu hoffen, dass das großartige Festival von den finanziellen und strukturellen Turbulenzen bei Radio Bremen, RB 2 war ja immer ein wichtiger Unterstützer, nicht auch betroffen wird.

Den Auftakt der diesjährigen women macht die norwegische Sängerin Kari Bremnes mit ihrem Partner Bengt Hanssen am Klavier. Ihre melancholischen, elegischen Melodien sind auf die Essenz reduziert. In ihrer Heimat wird sie als Künstlerin verehrt, der die Bewahrung ihrer musikalischen Integrität über alles geht, entsprechend behutsam geht sie mit der Tradition um. Damit bestätigt sie, dass weniger oft mehr ist.

Ebenfalls aus Skandinavien, aus Finnland, kommt das A-Capella-Trio Kullervon Kosto. Annamari Vänskä und die Schwestern Veera und Roosa Voima schaffen moderne Adaptionen der alten Legenden aus finnischen Heldenepen wie der Kalevala. Dabei geht es ihnen weniger um raffinierte Vokalakrobatik, sondern um das Spiel mit dem besonderen Klang der finnischen Sprache. Die Auftritte des Trios sind geprägt von einem Faible für ironische Brüche und ein schrilles Outfit. Diese Musik erweist sich als ebenso zärtliche wie ausgelassene Liebeserklärung an die Tradition.

Mit Rachel Z kommt eine bereits in der Jazzszene etablierte Pianistin nach Bremen. Waren ihre bisherigen Veröffentlichungen vorwiegend im Fusionbereich angesiedelt, geht ihr aktuelles Programm eher in Richtung Modern Jazz. Das jüngste Album des Rachel Z-Trios 'On the Milkyway Express' enthält ausschließlich Kompositionen des Saxophonisten Wayne Shorter, der mit der Miles Davis Group und Weather Report Jazzgeschichte schrieb, und mit dem die Pianistin drei Jahre zusammen arbeitete. Ihr Trio, neben der Leaderin sind das Miriam Sullivan am Bass und Allison Miller am Schlagzeug, stellt dieses Album vor: akustischer Jazz mit deutlichem Gespür für komplexe Strukturen.

Die Indo-Kanadierin Kiran Ahluwalia präsentiert mit einer betörenden Stimme kunstvolle Liebeslieder sufistischer Tradition, den Ghazal-Gesang. Diese Gesangstradition entstand im Persien des 11. Jahrhunderts und gelangte mit der Ausbreitung des Islam im 14. Jahrhundert auf den indischen Subkontinent. Ahluwalia, die auch die klassische Bordunlaute Indiens, die Tambura, spielt, hat einen eigenständigen Stil entwickelt, der diese uralte Tradition in die Moderne überführt. In ihrem Gesang verzichtet sie auf den strengen Gestus der klassischen indischen Musik, zudem hat sie ihrer Instrumentierung eine Gitarre einverleibt. So schafft die Sängerin berückende Klanggemälde von eindringlicher Intensität.

Wie Kiran Ahluwalia aus Kanada kommen die Kanenhi:io Singers, fünf Mohawk-Indianerinnen aus der Provinz Ontario. Sie führen mit Perkussion begleitete traditionelle Chants und selbst geschriebene Lieder vor, die fest in den sozialen Zusammenhang der Irokesenföderation, zu der die Mohawk gehören, eingebunden sind. Für regelmäßige FestivalbesucherInnen wird sicher der Vergleich mit dem Auftritt von Ulali vor zwei Jahren interessant sein.

Zum Abschluss spielt das Trio Loud aus dem kanadischen Vancouver auf. Eileen Kage (Taiko, Perkussion), Leslie Komori (Taiko, Perkussion, Flöte) und Elaine Stef (E-Gitarre, Akkordeon) zelebrieren eine ausgesprochen eigenwillige, dennoch zugängliche Klangmixtur, die sich an der Ästhetik des Artrock orientiert. Ihre vom Klang und den Rhythmen der japanischen Taiko-Trommeln getragene Musik weckt Assoziationen an die Musik von Bands wie Nimal oder Henry Cow. Dabei bilden Improvisations- und Experimentierfreude integrale Bestandtteile des Konzepts. Ein spannendes Trio, das bei den Women in (E)motion zum ersten Mal in Europa auftritt.

Arnaud

Die 'Women in (E)motion' treten vom 7. März bis 25. März, jeweils um 20 Uhr im Moments, in Stuhr, Achim, Weyhe/Leeste und in Delmenhorst auf. Termine siehe taz-Tagesüberblick der taz

FOTOs: Oben sind gerade die Irokesinnen von den „Kanenhi:io Singers“ eingeschlafen und träumen von einem echten Iro-Haarschnitt, unten lacht sich Kari Bremnes ins unsichtbare Fäustchen