Vom Metropol zum Container

Der Verkauf des Metropol-Theaters an den holländischen Produzenten Joop van den Ende wird das Haus verwandeln: statt Operetten Entertainment und Betriebsfeste

Noch ist es eine baufällige Bühne, aber mit dem geplanten Verkauf des Metropol-Theaters hofft der Senat, dass das Haus wieder an den Glanz früherer Tage anknüpfen kann. Es ist eine Hoffnung: denn Details über Investitionen, Arbeitsplätze und die genaue Zukunft des Metropol sind nicht bekannt, da der holländische Theater-Kaufmann Joop van den Ende sich in Schweigen hüllt. Klarheit wird es über die Pläne des Amsterdamer Entertainment-Unternehmens Stage Holding (2.800 Mitarbeiter, Umsatz 500 Millionen Mark) erst morgen geben, da der Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses über den 1 Euro teuren Verkauf und die Nutzung des Hauses sowie des ebenfalls von Joop van den Ende erworbenen Nachbargrundstücks entscheidet.

Die Zukunft des Metropol in der Friedrichstraße ist nicht schwer zu erraten. Denn Van den Ende ist dafür bekannt, ein bewährtes Konzept zu kopieren. Die Stage Holding kauft marode Theater für eine symbolische Summe auf. Die Bühnen werden saniert und danach mit „Dauerbrennern“ für ein Massenpublikum bespielt. Im holländischen Scheveningen etwa renovierte der Unternehmer das Zirkustheater für rund 40 Millionen Mark. In Hamburg bringt Van den Ende den Disney-Erfolg „Lion King“ auf die Bühne seines Theaters. Das in Holland erfolgreiche Musikal „Elisabeth“ über das Leben von Kaiserin Sisi steht im Essener Colosseum auf dem Spielplan.

Mit der Wiedereröffnung des Metropol-Theaters, das seit drei Jahren geschlossen ist und vom Land Berlin zur Operettenbühne umfunktioniert werden sollte, scheint das alte Konzept besiegelt. Zwar ist Van den Ende bestrebt, neben Theater- und Musicalaufführungen seine Bühnen auch mit anspruchsvollen Produktionen zu bespielen. Doch immer häufiger werden die Häuser für Live-Entertainments, Kongresse oder Feste für Betriebe genutzt, da sich der Spielbetrieb allein nicht rechnet. Hinzu kommen der Verkauf von Eintrittskarten, der Betrieb von Gaststätten und Merchandising am Standort der Bühnen. Dass Van den Ende auch den kommerziellen Betrieb des Metropol-Theaters im Auge haben wird, ist absehbar, hat er sich doch in der Vergangenheit hauptsächlich als Entertainment-Unternehmer und Fernsehproduzent profiliert. 1994 fusionierte er mit dem Fernsehproduzenten John de Mol zu Endemol (Produzent etwa von „Big Brother“).

1999 trennte Van den Ende die Theateraktivitäten von Endemol. Im Mai 2000 stieg er gänzlich bei Endemol aus. Doch ein Hinweis auf den Ausstieg des 59 Jahre alten Produzenten aus dem Geschäft bedeutete dies nicht. Bereits 1999 gründete er die Stage Holding, deren internationale Expansion in Deutschland ihren Ausgangpunkt nehmen soll: erst in Essen und Hamburg und morgen in Berlin. MIRANDA MEGENS