■ „Park Fiction“: Vorbildlich öffentliche Kunst?

Ein Seeräuberinnenbrunnen soll am Pinnasberg entstehen, giftgrün und blutrot beleuchtet, ein Erdbeer-Baumhaus und eine wellenförmige Rasenfläche zum platzsparend blickgeschützten Sonnen – und dies sind nur einige Ideen, die die Bürgerinitiative Hafenrandverein St. Pauli für das Park-Fiction-Projekt seit 1994 gesammelt und weiterentwickelt hat. Doch die nun anstehende Verwirklichung der kollektiv abgestimmten Wunschbauten sieht Park-Fiction-Aktivist Christoph Schäfer in Gefahr: „Mit fadenscheinigen Argumenten blockieren Bezirkspolitiker die überfällige Realisierung des Parks.“

Im letzten Jahr wurde bereits mit der Errichtung einer neuen Turnhalle an der Friedrichstraße begonnen, deren Dach einen Teil der Parkfläche bilden soll. Zwar ist die Planung in der Stadtentwicklungsbehörde abgeschlossen, doch nun mahlen die Bezirksmühlen: Der Park, der genau auf der Grenze zwischen Altona und Mitte liegt, wird von beiden Bezirken „betreut“.

Und die stellen die Trennung zwischen Kunst dort und Realpolitik hier, von der voreiligerweise angenommen wurde, sie sei überwunden, vehement wieder her. Horst Emmel von der SPD Altona bemüht für seine Einwände gegen den Baubeginn vor allem den Sicherheitsdiskurs und bemängelt die „Unübersichtlichkeit“ durch „schlechte Einsehbarkeit“ und „dunkle Nischen“. Die SPD Altona beantragte eine erneute Anhörung der Öffentlichkeit in einer Ausschuss-Sitzung Mitte März. Schäfer vermutet, dass mit dieser Aufschiebung die Ideen, die in Gesprächen mit AnwohnerInnen und in Planspielen in einer eigens aufgestellten Infobox monatelang entsponnen wurden, „mit reaktionären Argumenten runtergekocht werden sollen zu einer langweiligen Ökowiese“.

Das Park-Fiction-Projekt geht über einen Rasen mit Skulpturen drauf weit hinaus: Die AnwohnerInnen konzipierten in bester Deleuze/Guattari-Tradition der kollektiven Wunschproduktion einen people's park. Vor diesem Hintergrund wirkt eine gemeinsam verfasste Forderung der SPD-Fraktionen Altona und Mitte nach „mehr Bürgerbeteiligung“ eher lächerlich.

Entstanden aus einem produktiven Zusammenspiel von KünstlerInnen, Politik und Popkultur, gilt Park Fiction für die Stadt selbst wie auch international als Vorzeigeprojekt von „Kunst im öffentlichen Raum“. Das Konzept steht den herrschenden homogenisierenden Auffassungen von patriarchial-demokratischer Raumordnung, die in eintönigen Konsens-Fußgängerzonen oder Grünflächen münden, diametral entgegen.

Die Ergebnisse der Planung zeigt die Initiative nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit in einer Ausstellung. Margit Czenkis 16mm-Film Park Fiction – Die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Straße gehen ist zu sehen, und am Montag laden Stadtentwicklungs- und Umweltbehörde zu einer Infoveranstaltung. Dort will die Initiative die Frage klären: „Wird der Park jetzt endlich mal gebaut?!“ Katja Strube

Samstag, 19 Uhr: Ausstellungseröffnung Park Fiction; 21 Uhr: Film Park Fiction – Die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Straße gehen (1999, Regie: Margit Czenki, mit Schorsch Kamerun, Musik: Ted Gaier)

Sonntag, ab 13 Uhr: Ausstellung; 17 Uhr: Film Park Fiction

Montag, ab 10 Uhr: Ausstellung; 19 Uhr: Info-Veranstaltung mit Stadtentwicklungssenator Wilfried Maier (GAL), Staatsrat Michael Pollmann (Umweltbehörde)

Ort für alle Veranstaltungen: Schulneubau, Bernhard-Nocht-Str. 9-11