UN-ORGANISATIONEN SOLLTEN IN AFRIKA STÄRKER ZUSAMMENARBEITEN
: Korridore sind keine Lösung

Dass sich der neue UN-Flüchtlingshochkommissar Ruud Lubbers bei seiner ersten Reise für das westafrikanische Guinea entschieden hat, ist lobenswert. Der Konflikt im Dreiländereck Guinea/Sierra Leone/Liberia ist einer der vergessenen Kriege der Welt. Er hat wegen der Einbeziehung dreier schwacher und verarmter Staaten extrem großes menschliches Leid verursacht und ist außerordentlich schwer zu beenden. Seit Jahren warten hunderttausende Flüchtlinge und Millionen Einwohner der drei Staaten vergeblich darauf, dass sich die internationale Gemeinschaft für sie interessiert.

Jetzt ist das Interesse da. Und was Ruud Lubbers anregt – die Einrichtung von sicheren Korridoren, um Flüchtlinge aus dem Kampfgebiet zu schaffen –, ist nicht falsch. Aber einerseits kommt der Vorschlag zu spät, denn der Krieg im Süden Guineas ist längst in einer Weise eskaliert, die einen problemlosen Flüchtlingstransport unmöglich macht. Und außerdem gehen die Korridore in die falsche Richtung: tiefer nach Guinea hinein. Aber die Flüchtlinge wollen nach Hause, also vor allem nach Sierra Leone.

Man kann das verstehen. In Sierra Leone steht die größte UN-Blauhelmtruppe der Welt. Es wäre erstaunlich, wenn die Sierra-Leoner darin keine Sicherheitsgarantie erkennen sollten. Zusätzlich zu den UN-Blauhelmen in Sierra Leone – unter denen sich übrigens auch Guineer befinden – ist außerdem die Entsendung einer westafrikanischen Eingreiftruppe vorgesehen. Alle Welt ist sich einig, dass die Konflikte in Guinea, Sierra Leone und Liberia miteinander verknüpft sind. Da dürfte die Erfüllung des Wunsches der sierra-leonischen Flüchtlinge in Guinea eigentlich für die UNO kein unlösbares Problem darstellen.

Wäre es vom UNHCR-Chef Lubbers zu viel verlangt, bei seiner Reise auch mit den UN-Kommandeuren in Sierra Leone zusammenzutreffen? Wäre das Peacekeeping-Department der UNO damit überfordert, mit dem UN-Flüchtlingshochkommissar gemeinsam über das Flüchtlingsdrama in Westafrika nachzudenken? DOMINIC JOHNSON