Mea culpa, mea minima culpa

Auf Kosten der Gebührenzahler entschuldigt sich die Interimsintendantin des Fernsehsenders CT mit einer groß angelegten Kampagne für mangelnde Objektivität des Senders. Außerdem fordert sie, dass die Redakteure Buße für ihren Streik tun – und stößt damit auf Kritik

Einsicht oder falsche Reue? „Das Tschechische Fernsehen entschuldigt sich bei Ihnen für Störungen der Objektivität, Unausgewogenheit und Eingriffe in den Sendeablauf“, steht auf schwarzweißroten Plakate, die die ganze tschechische Republik übersäen. Eine Mea-culpa-Kampagne des öffentlich-rechtlichen Fernsehens CT, erdacht von Krisenintendantin Vera Valterova, die nach dem Rücktritt von Jirí Hodác das Ruder im Sender übernommen hat.

Wegen der erheblichen Kosten stößt die Entschuldigungsreklame bei den immer noch streikenden Redakteuren auf Ablehnung. Zumal Valterova den finanziellen Aufwand zum „Geschäftsgeheimnis“ machte. Gleichzeitig ließ sie durchblicken, dass die Plakate erst der Anfang einer Kampagne seien, die dem Sender seine „Glaubwürdigkeit und sein ursprüngliches Image“ zurückgeben soll. Ausgerechnet dafür soll nun der Gebührenzahler aufkommen. „Wenn die Führung des CT ihre Fehler anerkannt und das Gefühl hat, sich beim Zuschauer entschuldigen zu müssen, sollte sie die Kosten dafür aus eigener Tasche begleichen“, sagt Adam Komers, Sprecher der Streikenden. Doch davon scheint die Senderleitung weit entfernt. Von den Streikenden erwartet sie sogar, Buße zu tun und sich per Fax oder E-Mail für den Streik zu geißeln. Anderenfalls werde das Gehalt für Januar nicht ausgezahlt.

Am Freitag wählt das Parlament einen neuen Interimsintendanten. Unter den sieben Anwärtern für den Chefsessel ist neben Vera Valterova auch die umstrittene Nachrichtenchefin Jana Bobosikova. Beiden wird jedoch nur eine geringe Chance eingeräumt, schließlich soll die Krise beendet, nicht vertieft werden. Gut stehen die Chancen für den künstlerischen Chef des Senders, Karel Kochmann. Er und sein Konkurrent Jirí Balvin haben den streikenden Redakteuren schon ihre Nachsicht angekündigt.

Sollten sie gewählt werden, würden sie die noch laufenden Kündigungen zurückziehen, die Jana Bobosikova seit Weihnachten eifrig ausgesprochen hat. Jirí Balbin sagte, es ginge ihm vor allem darum, den Streik zu beenden. Ähnliches gilt auch für Karel Kochmann. Der würde sogar das von Jirí Hodác geschasste Management des Senders wieder einsetzen, ließ er das Abgeordnetenhaus am Dienstag wissen. Jana Bobosikova wiederum gab sich uneinsichtig: „Ich habe weder vor, gekündigte Arbeitsverhältnisse zu erneuern noch Strafverfahren einzustellen“, erklärte sie trotzig bei der Kandidatenvorstellung. Schon 85 Strafanzeigen sind seit Ausbruch der Krise bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Die meisten betreffen allerdings den Exintendanten Jirí Hodác, der es geschafft hat, in den wenigen Wochen seiner Amtszeit sämtliche Senderregeln zu brechen.

ULRIKE BRAUN