„Stimmung: Positiv“

Jolana Voldanova, beliebteste tschechische Fernsehmoderatorin und zur Zeit Besetzerin, zur Situation und den Forderungen der Redakteure

taz: Seit Heiligabend halten Sie und ihre Kollegen das Nachrichtengebäude des Tschechischen Fernsehen besetzt. Wie ist die Stimmung nach so langer Zeit auf so engem Raum?

Jolana Voldanova: Die Stimmung ist sehr positiv. Die Unterstützung von außen baut uns auf. Es ist ein Zeichen dafür, dass es hier um eine gemeinsame Sache geht, nämlich die Unabhängigkeit des Tschechischen Fernsehens. Praktische Probleme sind auch gelöst: Wir haben kürzlich fünf chemische Toiletten bekommen. Für Essen und Trinken wird auch gesorgt.

Es wird gemunkelt, dass die Lage im Fernsehen sogar ein Ende des Tolerierungsabkommens und somit Neuwahlen auslösen könnte. Stört es Sie und ihre Kollegen nicht, dass die ganze Sache jetzt die Politiker in die Hand zu nehmen scheinen?

Wir sind nicht solche Idealisten, dass wir etwas anderes erwartet hätten. Der gesamte Rundfunkrat ist jetzt regelrecht gelähmt. Seine Mitglieder sitzen da und warten auf das politische Diktat der Parteisekretäre.

Den Redakteuren wurde vorgeworfen, die politische Manipulation des Senders zu lange zugelassen zu haben.

Wir waren vielleicht zu anständig und zu ruhig, wenn wir darauf hingewiesen haben. Die Politiker haben uns deshalb nicht ernst genug genommen. Der Bruch kam, als Hodáč in seiner Position als Nachrichtenchef auf Veranlassung von Klaus und Zeman einen unserer Kollegen rausgeworfen hat. Hodáč behauptet zwar, das sei nicht wahr, die Kündigung erfolgte aber einen Tag nach einem Anruf der beiden.

Werden Sie wirklich so lange im Nachrichtenraum ausharren, bis ihre Forderung nach Rücktritt von Hodáč und Bobošiková erfüllt sind, oder würden Sie sich auf eine alternative Lösung einlassen?

Ich weiß nicht, ob es eine Alternative geben kann. Hodáč muss gehen, er macht einen Fehler nach dem anderen. Unter ihm wird das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu einem Sender, wie es in der Zeit nach dem „Prager Frühling“ war.

Was versprechen Sie sich von der heutigen Demonstration auf dem Prager Wenzelsplatz?

Seit Tagen demonstrieren jeden Abend um die 5.000 Menschen hier vor dem Nachrichtengebäude. Bei der heutigen Demonstration hoffen wir vor allem auf die symbolische Unterstützung der Öffentlichkeit. INTERVIEW: ULRIKE BRAUN