Garant der Abhängigkeit

Der Mann des Anstoßes: Jiří Hodáč, der umstrittene neue Fernsehdirektor, fiel bisher vor allem durch große Nähe zur konservativen Partei von Václav Klaus und eine erhebliche Rückgratlosigkeit auf

PRAG taz ■ Getauft wurde er zwar auf den Namen Jiří, seit seiner Emigration nennt er sich aber lieber George: Der umstrittene Generalintendant des Tschechischen Fernsehens, Jiří Hodáč, ist Brite, selbst auf seinen Visitenkarten hat er seinen tschechischen Vornamen anglisiert, ließ sich von den Kollegen bei der Prager Redaktion des BBC lieber als George anreden. Auch sein Vertrag mit dem Tschechischen Fernsehen lautet auf den Namen George Hodac.

Vor zwanzig Jahren, im Alter von 34 Jahren ging Jiří Hodáč in die Emigration. Erst entschwand er nach Australien, um sich 1988 in London niederzulassen. Dort arbeitete er elf Jahre bei der BBC, Gerüchten zufolge brillierte er nicht besonders. Dem Tschechischen Fernsehen scheint es egal zu sein, ob Hodáč auch die tschechische Staatsbürgerschaft besitzt. Der Vorsitzende des Senderats, Miroslav Mares, zum Beispiel, weiß nicht einmal, wie viele und welche Pässe Hodáč sein Eigen nennt. Das Kuriose daran ist, dass noch vor nicht allzu langer Zeit Ausländer beim Öffentlich-Rechtlichen nicht allzu beliebt waren. Der Amerikaner Andrew Stroehlein hielt den Druck nur ganze sechs Wochen in der Nachrichtenredaktion des Senders aus. Als der ehemalige Generalintendant Jakub Puchalsky, der selbst seine journalistischen Sporen in London verdient hatte, den Engländer Gordon Lovitt zum Programmchef ernannte, stieß er bei der Medienkommission auf herben Widerstand – vor allem von Seiten der „Bürgerlich-Demokratischen Partei“ (ODS).

Was Hodáč an Staatsbürgerschaft vermissen lässt, gleicht er durch seine ODS-Hörigkeit vielleicht aus. In seiner Funktion als Nachrichtenchef zeichnete er sich letzten Sommer durch allzu große Willigkeit aus, politischem Druck ohne großes Wenn und Aber nachzugeben: Als der Moderator der sonntäglichen Politshow „V prave poledne“ (Zwölf Uhr mittags) den beiden Oppositionspartnern Václav Klaus und Miloš Zeman gar zu freche Fragen stellte, musste er gehen. Klaus und Zeman beschwerten sich bei Hodáč. Anstatt sich hinter seine Redakteure zu stellen, unterwarf er sich lieber der Fuchtel der Politiker. Gerade solches Gehabe ist es, was die Nachrichtenredakteure zur Besetzung des Senders bewog. „Es geht uns hier nicht um Politik, in erster Linie liegt unser Motiv darin, dass wir Hodáč als schlechten Manager sehen, der nicht dazu fähig ist, die Unabhängigkeit des Senders zu garantieren“, sagte ein Sprecher der aufständischen Redakteure der taz.

Seine mangelnden Führungsqualitäten hat Hodáč in den letzten Tagen ausreichend unter Beweis gestellt. Anstelle den Dialog zu suchen oder „ehrenvoll zu gehen“, wie ihn einige Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens aufgefordert hatten, ließ er das Sendesignal des Fernsehens ausschalten und die „Besatzer“ polizeilich erfassen.

ULRIKE BRAUN