Prager TV bleibt weiter besetzt

CT sendet nach 24-stündiger Unterbrechung wieder. Doch der Streit um Fernsehdirektor Hodac und die Rundfunkfreiheit ist auch nach Schlichtungsversuchen nicht beigelegt

PRAG dpa ■ Auch nach der Wiederaufnahme des Sendebetriebs geht der Streit beim Tschechischen Fernsehen CT um die Direktion weiter. Der umstrittene neue Fernsehdirektor Jiri Hodac erklärte, er wolle im Streit mit Mitarbeitern die Polizei zu Hilfe rufen. Das Innenministerium teilte jedoch mit, die gegenwärtige Situation rechtfertige das Einschreiten der Polizei nicht.

Aus Protest gegen Hodacs Berufung halten zahlreiche Mitarbeiter CT-Studios besetzt. Sie sehen seine Berufung als Versuch der politischen Einflussnahme an. Die Redakteure fordern den Rücktritt Hodacs sowie von Nachrichtenchefin Jana Bobosikova, denen sie zu große Nähe zur Demokratischen Bürgerpartei ODS von Parlamentspräsident Vaclav Klaus vorwerfen.

Derweil trat die Intendanz der öffentlich-rechtlichen Anstalt zu Beratungen zusammen. Der Vorsitzende des Gremiums schloss eine Abberufung Hodacs als nicht mehrheitsfähig aus. Hodac selbst will auf seinem Amt beharren. Für seinen Rücktritt hatten sich auch Präsident Vaclav Havel sowie viele Minister und Abgeordnete ausgesprochen.

Hodac hatte am Donnerstag nach 24-stündiger Unterbrechung die Wiederaufnahme des Sendebetriebs angeordnet und damit eine Forderung des Runfunk- und Fernsehrats erfüllt. Infolge der Unterbrechungen müsse CT mit Werbeverlusten von umgerechnet 690.000 Mark rechnen, teilte eine Partneragentur mit. Auch die Lotteriegesellschaft Sazka will wegen nicht gesendeter Ziehungen rechtlich gegen CT vorgehen.

Parlamentspräsident und ODS-Chef Klaus lud Repräsentanten aller demokratischen Parteien für den 2. Januar zu Beratungen über die CT-Krise ein. Hodac-Gegner veranstalten in ganz Tschechien Protestkundgebungen. Bis Freitag hatten mehr als 60.000 Bürger eine Solidaritätspetition unterzeichnet. Auch IG-Medien-Chef Detlef Hensche bekundete den Journalisten seine Sympathie für ihren Kampf um die Erhaltung der Rundfunkfreiheit. Für den 3. Januar ist eine Großdemo auf dem Prager Wenzelsplatz geplant.