Soundcheck

Gehört: Embryo, Café Stern Chance. Früher ließ sich dieses und jenes gegen Menschen vorbringen, die um 1975 ihre modischen Entscheidungen trafen wie auch ihre kulturellen Vorlieben entdeckt und unter Denkmalschutz gestellt haben.

Heute haben wir gegen nichts mehr etwas einzuwenden, wir wundern uns nur, wie solche Menschen seitdem gelebt haben. Haben sie auf alles verzichtet, was Spaß macht? Nein, es ist ganz anders. Vielmehr „glauben“ wir an Medien, geben uns Moden hin wie Liebhabern, und tun unserem biblisch Nächsten weniger Gutes als vielmehr einen Anlass zu finden, etwas Gutes zu lassen.

Embryo sind ihr eigenes Medium, und ihre Vorlieben stellen sie ausschließlich in ihrer Musik unter Denkmalschutz. Was dabei das eine Mitglied des Sextetts am Vibraphon an Temperamentausbrüchen mit sich ausmachte, brachte den Cymbal-Kollegen dazu, wie ein Feuerspringer über die Saiten zu hüpfen. Die anderen schwangen sich neben der Arbeit zu einem ausdrücklichen Tu-dir-das-rein-und-lass-es-dafür-dort-wieder-heraus-Tanz.

Embryo-Musiker lassen auch nach 30 Jahren ihre Köpfe tanzen, während sich die Körper beim Bewegen sichtbar über zu gerade Rhythmen wundern.

Es gab eine Zeit – sagen wir wieder um 1975 –, da haben sich Musiker in Deutschland, sicher in guter Absicht, zu viele große Aufgaben gleichzeitig gestellt. Embryo stellten im ausverkauften Café Stern Chance immerhin fest, beim Lösen dieser Aufgaben nicht allein gelassen worden sind. Kristof Schreuf

Sonntag: Tikkun, Astra Stube. Das ambitionierte Halberstadt Quartett trennte sich, die großen Gesten nahm Sänger Hermann v. Zehbe mit; die verbliebenen Instrumentalisten widmen sich seitdem Sprachlosem zwischen Handarbeitsethos und Elektronik. Evtl. davor und danach: Platten mit DJ Durch.

17 Uhr, Astra Stube