Alternative zum Schredder

■ Sonst bekommt Bremerhaven Probleme mit dem Fischmehl

15.000 Tonnen Fischabfälle fallen jedes Jahr in Bremerhaven an, die zu Fischmehl verarbeitet und zum großen Teil an Schweine und Geflügel verfüttert wurden. Das ist ab jetzt verboten. Der Fischindustrie in Bremerhaven stehen damit Entsorgungsprobleme ins Haus. Über mögliche Alternativen sprach die taz mit Gerd Klöck vom Bremerhavener Institut für Lebensmittel- Biotechnologie (BILB), bei dem sich inzwischen Fischverarbei-ter aus ganz Europa erkundigen.

taz: Was bedeutet das Verfütterungsver-bot für Bremerhaven?

Klöck:Das ist erstmal ein Entsorungsproblem. Die Fischhändler hier sind darauf angewiesen, ihre Fischreste loszuwerden.

15.000 Tonnen Fischreste in Bremerhaven. Gibt es Alternativen zum Fischmehl?

Wir müssten zurück zu einer anderen Verarbeitung. Die Leute hier waren noch nie glücklich damit, das Material zum Verwerter zu fahren. Unsere Großeltern haben den Fisch nicht nur filetiert und den Rest weggeworfen. Da wurde der Fisch ganz verwertet: Die Filets fürs Festmahl und der Rest zur Fischsuppe. Was dann übrig blieb, wurde zu Fischleim verkocht.

Wie viel bleibt denn vom Fisch eigentlich übrig ?

Es bleibt schon sehr viel übrig. Häufig werden nur die Filets verwendet. Und das ist noch nicht mal ein Drittel von der gesamten Masse des Tiers.

Statt Entsorgung via Fischmehl würden sie den Fisch am liebsten weiterverarbeitet. Für was?

Es kommt auf den Fisch an: Hochwertiges Öl zum Beispiel, das sehr, sehr gesund ist.

Was ist das denn genau für ein Markt?

Im wesentlichen ist es für die Lebensmittelindustrie. Mit dem Öl kann man Brötchen oder Margarine anreichern.

Was kann man noch aus dem Fisch machen?

Da gibt es viele Möglichkeiten: Fischleim zum Beispiel. Das ist als Material in der Lebensmittelindustrie durchaus interessant. Gerade weil die Collagene aus Rinderhäuten gewonnen wurden, ist im Moment Bedarf nach Ersatzprodukten.

Logistisch wird sich dann aber einiges ändern müssen?

Sie müssen dezentrale Lösungen entwicklen, maßgeschneidert für die Unternehmen. Das ist das genaue Gegenteil der Fischmehlfabrik. Die sammelt alles ein, aus ganz Deutschland, auch alte Sachen. Wenn ich vom Verarbeitungstisch meinen Fisch verarbeite, dann hat er ja noch Lebensmittelqualität.

Wie viel von den 15.000 Tonnen können Sie denn anders verwerten?

Wenn andere Möglichkeiten, den Fischabfall zu entsorgen wegfallen, wird der Preis eine Rolle spielen. Bislang war es für die meisten Verarbeiter ein wirtschaftliches Risiko, Alternativen auszuprobieren.

Mit wie viel Herstellern arbeiten sie im Moment zusammen?

Aktuell sind es um die sechs von um die 40 Verarbeitern. Und wir arbeiten nicht unbedingt mit den Kleinsten zusammen.

Ist die Diskussion um Tiermehl ein Katalysator?

Wir verfolgen das hier jetzt schon eine ganze Zeit. Aber wir machen nur langsame Entwicklungen. Schrittweise. Wie können Lösungen anbieten, aber sicherlich nicht die Welt retten.

Fragen: Dorothee Krumpipe