Sebnitz: Verdächtige auf freiem Fuß

Dresdner Staatsanwalt bezweifelt Glaubwürdigkeit eines Zeugen. Der Jugendliche erkannte Beschuldigte nicht

BERLIN dpa/rtr/epd/taz ■ Die drei Beschuldigten, denen der Mord an dem sechsjährigen Joseph Abdulla vor drei Jahren in einem Schwimmbad in Sebnitz zur Last gelegt wurde, sind wieder auf freiem Fuß. Der dringende Tatverdacht gegen die beiden Männer und eine Frau habe nicht aufrechterhalten werden können, sagte der amtierende Leiter der Dresdner Oberstaatsanwaltschaft, Hans Strobl. Das Alibi eines der Beschuldigten konnte durch nichts erschüttert werden. Zudem bestünden an der Glaubwürdigkeit eines der Hauptbelastungszeugen Zweifel.

Der Hauptbelastungszeuge, ein heute 15-Jähriger, hatte bei einer früheren Vernehmung angegeben, zwei der drei Hauptbeschuldigten hätten den sechsjährigen Joseph ins Wasser geworfen und ertränkt. Der Zeuge sei aber als „unglaubwürdig“ einzustufen, so Strobl. Unter anderem habe er zwei der Beschuldigten auf Bildern nicht erkannt. Damit habe er die eigenen Aussagen gegen die drei Verdächtigen „relativieren müssen“. Nach derzeitigem Ermittlungsstand seien dem Zeugen die Namen möglicherweise „von Seiten der Familie“ in den Mund gelegt worden. Strobl erklärte jedoch, ein „gewisser Verdacht“ bleibe. Es wird mit Hochdruck weiter ermittelt.

Der kleine Joseph kam im Juni 1997 im sächsischen Sebnitz ums Leben. Nach Zeugenaussagen soll das Kind des aus dem Irak stammenden Apothekers Saad Abdulla von mehreren Jugendlichen misshandelt und ertränkt worden sein.

Bundeskanzler Schröder hatte gestern die Mutter des Jungen, die in Sebnitz SPD-Stadtverordnete ist, empfangen. „Ich denke, die Mutter hat einen Anspruch darauf, dass man ihr zuhört“, sagte er.

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